Ort des Geschehens: Deck 21, Brig
Beteiligte Personen: Connor Irwin
Datum: 20.02.2403 Uhrzeit: 1340
------------------------------------------------------
Selke hatte sich auf ihrer Pritsche auf die Seite gelegt, denn nur so war es überhaupt einigermaßen möglich, eine halbwegs bequeme Position zu finden. Die Kopfschmerzen, die sie nach ihrer Begegnung mit dem Gedankenscanner gehabt hatte, ließen allmählich nach, aber ein wenig übel war ihr trotzdem noch. Zweifellos war dies eine der Nachwirkungen. Außerdem hatte sie den charakteristischen Geschmack von Blut im Mund, denn der Wachposten, der sich anstelle des Einsatzleiters der Eindringlinge die Finger schmutzig gemacht hatte, hatte ihr unter anderem eine blutige Nase sowie eine aufgeplatzte Lippe beschert. Zudem hatte sie den Eindruck, dass einer ihrer Zähne locker saß.
Das jedoch machte ihr nicht zu schaffen. Weitaus mehr zu schaffen machte es der Romulanerin, dass sie eingeknickt war. Sicher, die Wahrscheinlichkeit, einem Gedankenscanner zu widerstehen, lag de facto bei null, aber dennoch fühlte sie sich mies. Sie hatte ihren Sicherheitscode preisgegeben. Und wenn sie den preisgegeben hatte, würde sie die Informationen, wie man ihren Vater kontaktieren konnte, ebenso wenig zurückhalten können. Dieses Wissen versetzte ihr einen tiefen, schmerzhaften Stich.
In ihrem Universum hatte sie ihren Vater verloren. Er war in einem Internierungslager des Dominions ums Leben gekommen, und sie hatte unter diesem Verlust sehr gelitten. Sie und ihr Vater waren sich sehr nahe gewesen, hatten immer in die gleiche Richtung gedacht und gehandelt. Dass er plötzlich nicht mehr da gewesen war, hatte in ihr eine unbeschreibliche Leere hinterlassen. Doch hier, in diesem Universum, hatte er den Dominion-Krieg überlebt und war seinerzeit von der Crew der Cydonia aufgegabelt worden, als er in die Föderation überlaufen wollte. Sie hatten zu jenem Zeitpunkt bereits sporadisch Kontakt gehabt, und sie hatte gewusst, dass er diesen Schritt gehen würde. Er hatte auch keine andere Wahl gesehen. Ihr eigenes Gegenstück hatte hier nicht einmal die Pflichtdienstzeit überlebt, was wiederum ihn hart getroffen hatte. Nun wieder vereint zu sein und Kontakt haben zu können, war für beide wie eine heilende Salbe gewesen.
Doch nun war klar, dass der Tal'Shiar noch immer hinter ihm her war, und das verwunderte sie nicht. Immerhin war ihr Vater, grob eingeordnet, ein Colonel gewesen. Dass jemand mit diesem Rang überlief, konnten die nicht auf sich sitzen lassen. Allerdings blieb er so weit unterm Radar, dass man beim Tal'Shiar offenbar beschlossen hatte, den Weg über sie zu nehmen. ###Und jetzt, wo ich bereits angeschlagen bin, wird es mir umso schwerer fallen, die Kontaktmöglichkeiten nicht auszuspucken###, dachte sie mit einem Gefühl aufseigender Verzweiflung. ###Fvadt!### Sie kam zu dem Schluss, dass es am Ende womöglich nur einen Ausweg geben mochte, ihren Vater zu schützen, der über den Tellerrand hinausgeschaut und gesehen hatte, dass der Schutz ihres Volkes nur möglich war, wenn er seine Informationen mit dem 'Feind' teilte, also der Föderation. Er hatte dafür alles riskiert. Wie konnte sie da weniger tun?
Plötzlich jedoch änderte sich alles, und der Raum vor den Zellen wurde in ein dunkles Blau gehüllt. Der Romulaner, der an der Überwachungsstation stand, sah für ihre Augen definitiv verwirrt aus. Doch Selke wusste, dass dieser Alarm nicht von jedem ausgelöst werden konnte. Als es dann einen Moment lang komplett dunkel wurde, bevor die Notbeleuchtung ansprang, musste sie sich ein Lächeln verkneifen. Jemand von den Führungsoffizieren war noch auf freiem Fuß und hatte offenbar beschlossen, den Spieß umzudrehen, wie die Menschen so schön sagten. Und damit keimte auch wieder neue Hoffnung in der Sicherheitschefin auf.
------------------------------------------------------
Ort des Geschehens: Deck 21, Brig
Beteiligte Personen: Elena Frost
LCdr Shras (NPC)
Shras, mit entsprechender Deckung durch Elena, zog erst einmal die leblosen Romulaner in die Waffenkammer, damit man sie eben nicht sofort sehen konnte, sollte jemand durch den Korridor vor der Waffenkammer laufen. Elena verriegelte anschließend hinter ihnen die Tür, so dass sie sich hier erste einmal in Ruhe austauschen und ihre weiteren Schritte überlegen konnten.
"Nun, ich hatte schon das Vergnügen, mit dem Captain den einen oder anderen Sparringskampf zu machen", gab Shras trocken zurück. "Nicht unbedingt ein Nahkampfexperte, aber unterschätzen darf man ihn nicht."
Auf ihre Anweisung hin nahm sich Shras einen Phaser Typ II sowie einen weiteren Typ III, hängte sich das Gewehr auf den Rücken und holsterte den Handphaser, dann schaute er Elena wieder an, die sich ebenfalls einen Handphaser sowie ein zusätzliches Phasergewehr nahm, bevor sie nachschaute, wo man den Captain und die Sicherheitschefin verwahrte. Die Nachricht, dass man beide in der Brig auf Deck 21 untergebracht hatte, ließ den Andorianer nur schweigend nicken. Es war der sinnvollste Ort, denn dort würden beide nicht aus eigener Kraft raus kommen, es sei denn sie tricksten was das Zeug hielt. Die Zellen dort waren weitaus sicherer wie die in der Sicherheitszentrale. ###Das schreit nach einer Verbesserung###, schoss es ihm durch den Kopf. ###Wenn wir das hier heil überstehen, trete ich den Wartungstrupps persönlich in den Hintern, damit das endlich erledigt wird!### Es wurde schließlich schon seit Monaten immer wieder hinausgezögert.
Als Commander Frost den Blauen Alarm aktivierte, lächelte Shras grimmig. Für ihre eigenen Leute war dies ein deutliches Signal, den Romulanern würde es fraglos einige Fragezeichen über dem Kopf bescheren! Doch es wurde noch besser, da Elena im Anschluss den Grauen Alarm auslöste. Der Andorianer konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Romulaner fluchend versuchten herauszufinden, was da gerade vor sich ging. Auf Elenas Frage antwortete er nur: "Nein, Commander. Mit meinen Sinnen besteht da gar kein Grund zu." Ihm war klar, dass er damit fast wie ein Vulkanier rüberkommen würde, aber es war nun einmal Fakt.
"Dann würde ich vorschlagen, nächster Halt: Deck 21, Brig", meinte er, und als sie mit der gebotenen Vorsicht die Waffenkammer wieder verließen, zerstörte er das Touchpad nicht, sondern gab einen neuen Sicherheitscode ein, der um einiges komplexer war als der alte und tatsächlich ein kleines Programm startete, das dynamisch den Code ändern würde, sollte sich hier jemand Zugang verschaffen wollen. Nur mit dem korrekten Code, den nur sehr wenige Personen hier kannten, würde man das wieder deaktivieren können. ###Und das alles, weil wir da mal so zwei abtrünnige Agenten an Bord hatten. Jetzt zeigt sich, dass das eine sehr nützliche Erfahrung für uns war.### Er wollte mit diesen Maßnahmen verhindern, dass die Romulaner sofort sehen konnten, dass sich da jemand zu schaffen gemacht hatte, und ihnen zum zweiten den Zugang zur Waffenkammer deutlich erschweren.
"Gut, Ma'am, dann hier entlang", sagte er dann mit einem grimmigen Tonfall. "Holen wir die Zielpakete ab!" Auch er verwendete diese Ausdrucksweise, denn es war ein Job, der zu erledigen war. Persönliche Verbindungen mussten außen vor bleiben, denn Fehler konnten sie sich nicht erlauben. Und sobald etwas persönlich wurde, waren Fehler nahezu unvermeidbar.
------------------------------------------------------
Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke
Major Rad'kon (NPC)
Major Rad'kon saß auf dem Captain's Chair und hing seinen Gedanken nach. Seine Leute würden noch immer ein paar Minuten brauchen, bis sie das Schiff endgültig von hier fortbewegen konnten. ###Nicht, dass wir dieses alte Ding wirklich brauchen würden###, sinnierte er. ###Aber wenn wir es schon so aussehen lassen, als hätte die Besatzung dieses Schiffes diese Kolonie zerstört, dann sollte es auch so aussehen, als wären sie nun auf der Flucht. Alles andere macht keinen Sinn.###
Er rekapitulierte noch einmal die beiden Verhöre und konnte sich ein leises, abfälliges Schnauben nicht verkneifen. Die Verräterin hatte sich ja noch recht gut geschlagen, war aber seiner Ansicht nach durch ihren langen Aufenthalt in der Föderation schwach geworden. Und der Captain... Nun, er war nur ein Mensch. Dennoch, er hatte Widerstand geleistet, solange er gekonnt hatte. Aber letztlich hatte er keine Chance gehabt. ###Und eigentlich hatte ich ein wenig mehr erwartet. Aber die Offiziere der Sternenflotte sind gegen unsere schon immer ein Witz gewe...###
Mitten im Gedanken hielt er inne, denn die Brücke des erbeuteten Schiffes wurde plötzlich in dunkelblaues Licht getaucht. "Was ist passiert?" fragte er mit einem deutlichen Knurren.
"Irgendwie wurde dieser Alarm ausgelöst", erklärte einer seiner Untergebenen, was jedoch ohne weiterführende Infos nicht hilfreich war. "Die Systeme haben gerade begonnen, eine Diagnose der Stufe vier auszuführen."
Zwar war Rad'kon nicht so wirklich mit allem vertraut, was die Schiffe der Föderation betraf, doch eine solche Diagnose würde mehrere Minuten dauern, Minuten, in denen sie nicht wirklich viel tun konnten. Dann ging das Licht aus, und wenig später die Notbeleuchtung wieder an. Der Wechsel der Helligkeit war für ihn und seine Leute durchaus willkommen, denn so war es für sie gleich um einiges angenehmer, doch irgendetwas war hier gerade oberfaul. "Bei allen Elementen! Findet heraus, was hier gerade gespielt wird! Heute noch!"
[Wörter: 1.370]