Ort des Geschehens: Schiffsmesse
Beteiligte Personen:
@Ezra Gurney
Datum: 03.07.2401 Uhrzeit: 1740
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Als Ezra ihr die rechte Hand hinhielt als Zeichen des Einverständnisses, ihr Parcours beizubringen, während sie ihm dafür Nachhilfe in Sachen Selbstverteidigung geben würde, freute sich Selke. Dennoch musste sie sich bewusst daran erinnern, dass es unter Menschen oftmals üblich war, Dinge per Handschlag zu besiegeln. Bei ihrem Volk war das anders. Dennoch schlug sie nach einem Moment mit einem Lächeln ein, das sich auch in ihren Augen zeigte. "Ich freue mich schon darauf", sagte sie ehrlich. "Und ja, das mit dem korrekten Abrollen sollte wirklich kein Problem für mich darstellen, da ich das ja schon aus dem Kampfsport kenne. Und ich praktiziere diesen nicht erst seit gestern." Sie grinste schelmisch, denn sie trainierte das schon, seit sie aus dem Krabbelalter heraus war. Ihr Vater war da sehr gründlich gewesen.
Als Ezra dann von der Lucretia und seinem Leben dort erzählte, hörte Selke aufmerksam und auch interessiert zu. Sie konnte sich dadurch sehr gut vorstellen, dass es für den jungen Ezra aufregend und spannend gewesen war. "Das muss wie ein einziges großes Abenteuer für Sie gewesen sein, zumindest als Sie noch klein waren", meinte sie schließlich lächelnd. "Und das Thema Erwartungen durch die Familie kommt mir verdächtig bekannt vor", fügte sie ein wenig leiser und deutlich nachdenklicher hinzu. Kurz dachte sie an ihre beiden Geschwister, die die Erwartungen nicht wirklich hatten erfüllen können.
Schließlich stellte Ezra dann doch noch eine weitere Frage, meinte dann jedoch, dass sie diese Frage wieder vergessen sollte. "Ist schon gut, Mister Gurney", sagte sie ruhig. "Ich werde Ihre Frage beantworten." Sie nahm noch einmal einen Schluck Wasser, bevor sie fortfuhr. Ihr Blick war dabei jedoch deutlich ernster als bisher. "Wie ich schon sagte, funktioniert auf Romulus vieles über Beziehungen. Und wenn man einen gewissen Punkt in seiner Karriere erreicht hat, kommt man praktisch nicht mehr drum herum." Sie hielt noch einmal kurz inne. "Führungsoffiziere kommen nicht selten mit der Politik in Kontakt, und da sind Beziehungen erstens nützlich, zweitens nicht ungefährlich, und drittens unvermeidlich. Und mein Vater war in einer Position, in der er geradezu zwangsläufig Kontakte zu diesen Kreisen hatte und entsprechend sorgfältig wählen musste, mit wem er Beziehungen aufbaute und mit wem nicht. Und solche Bankette bieten gute Möglichkeiten, zu sondieren, entsprechende Kontakte zu knüpfen und entstandene Beziehungen zu pflegen. Da gehört es dann zum guten Ton, dass auch die Familien dabei sind. Nicht selten werden bei solchen Veranstaltungen auch Ehen arrangiert, die den betroffenen Parteien Vorteile bieten. Mir selbst ist das erspart geblieben, aber ich kannte einige Personen, denen das passiert ist. Meinen eigenen Eltern zum Beispiel." Sie seufzte. Ihr Vater hatte zumindest versucht, das Beste daraus zu machen und vielleicht doch das Herz der Frau zu gewinnen, die er hatte heiraten müssen. Leider vergebens.
Sie schüttelte kurz mit geschlossenen Augen den Kopf und damit auch unschöne Erinnerungen ab, dann schaute sie Ezra wieder an und atmete kurz tief durch. "Solche Bankette waren für mich nur beim ersten Mal aufregend, beim zweiten Mal schon nur noch so mittelmäßig interessant, danach einfach nur nervig und langweilig. Aber als Angehörige eines hochrangigen Offiziers kam ich nicht drum herum, denn es wurde nunmal erwartet. Das meinte ich damit, dass das der Preis war. Weder mein Vater, noch wir Kinder hatten eine große Wahl. Es wurde erwartet, dass wir an diesen Banketten teilnahmen. Und weil sie ein notwendiges Übel waren, kamen wir diesen Erwartungen nach. Mein Bruder hat sich dort nie wohl gefühlt, anders als meine Schwester, die versucht hat, für sich selbst günstige Kontakte zu knüpfen. Mein Vater und ich haben diese Veranstaltungen einfach nur gehasst." Sie seufzte. "Als hochrangiger Offizier steht man praktisch ständig unter Beobachtung, Politiker versuchen, solche Personen auf ihre Seite zu ziehen, und die Angehörigen werden zwangsläufig mit hineingezogen. Wenn man da nicht auf die Leute in seinem Umfeld achtet... Sagen wir einfach, ein solches Bankett ist im Grunde nichts weiter als ein hübsch verpacktes soziales Minenfeld. Zumindest auf Romulus." Sie leerte den Rest ihres Glases mit einem Schluck und meinte dann: "Es ist Kräfte zehrend, nervig, und ich bin froh, dass ich mit diesen Schlangennestern nichts mehr zu tun habe."