Beiträge von Selke

    Ort des Geschehens: Deck 1, Konferenzraum
    Beteiligte Personen: alle Führungsoffiziere
    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0950


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    Selke war ein wenig verwundert, als der Captain nach den erfolgten Beförderungen zunächst einmal kurz die Berichte aus den Abteilungen abfragte. ###Scheinbar will er sich die Überraschung bis zum Schluss aufbewahren###, dachte sie. Es folgten dementsprechend die Berichte der Abteilungsleiter, wobei sie gerade den eher wissenschaftlichen Berichten eher mühsam folgte. Es war nicht so, dass sie nicht verstand, was da mitgeteilt wurde, doch es war für sie weniger von Interesse. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Abteilungen hingegen war sicherlich nicht verkehrt, und auch eine Rotation durch die Abteilungen wäre sicherlich sowohl interessant als auch lehrreich. Daher nickte die Romulanerin bei diesem Teil zustimmend.


    Als die Reihe an ihr war, einen kurzen Bericht abzugeben, ließ sie ihr PADD liegen. Es gab für sie keinen Grund, zwischendurch drauf zu schauen. "Ich habe für meine Abteilung für diese Woche Mittwoch eine Übung zum Thema Sicherung von Außenteams angesetzt", begann sie, und ihre Worte waren ebenso ruhig wie die von Captain Irwin. "Zudem stehen wieder einige Leistungstests an. Jene von ihnen, die es betrifft, erhalten von mir noch eine entsprechende Benachrichtigung, was den Termin betrifft." Dabei ließ sie ihren Blick über die Anwesenden schweifen, denn auch diese waren verpflichtet, diese Tests in regelmäßigen Abständen zu absolvieren.


    Die Sicherheitschefin atmete kurz durch, bevor sie fortfuhr. "Es gibt da noch einen Punkt. Im Frachttransporterraum eins fehlte das bioneurale Gelpack im dortigen Datencenter, das für die Berechnungen unerlässlich ist. Unsere Abteilung ist bereits dabei zu überprüfen, ob es ein Versehen oder Absicht war. Und falls letzteres zutrifft, wer dafür verantwortlich ist. Ich halte sie auf dem Laufenden." Dabei schaute sie kurz sowohl zu Captain Irwin als auch zu Commander Frost. "Das wäre von meiner Seite alles."



    [Wörter: 280]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Konferenzraum
    Beteiligte Personen: alle Führungsoffiziere
    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0932


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    Selke saß entspannt zurückgelehnt auf ihrem angestammten Platz und lächelte leicht, als Leano, Saria und Thanos aufgefordert wurden, vorzutreten. Sie freute sich für ihre Kollegen, denn eine Beförderung war immer eine schöne Sache. Zwar brachte dies zwangsläufig auch mehr Verantwortung mit sich, aber nur so konnte man auch wachsen. Ihr Blick fiel auf Elena, die sich schräg hinter den Captain stellte. ###Sieh mal einer an###, dachte die Romulanerin. ###sieht so aus, als würde sie bei der Beförderung ihrer neuen Kollegen eine aktivere Rolle einnehmen wollen, als nur zuzuschauen.###


    Die eigentliche Beförderung wurde schnell und mit der üblichen Ruhe ihres Captains durchgezogen, und damit wusste sie, dass als nächster Punkt der Tagesordnung die Übertragung der Position des 2XO anstand. Einerseits sah sie diesen Wechsel mit einem gewissen Bedauern, doch auf der anderen Seite sollte ja auch Leano Erfahrungen machen können, zumal er ja gerade auch mit dem Kommandotraining angefangen hatte. Wenn er dann noch die Möglichkeit hatte, Erfahrungen als 2XO zu sammeln, würde ihm das sicherlich helfen und auch einen besseren Einblick liefern.


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    Ort des Geschehens: Deck 8, Sicherheitszentrale

    Beteiligte Personen: Alphonse Bragg

    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0915


    Lt Shras (NPC)

    Lieutenant Shras wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. So schaute er sein hünenhaftes Gegenüber einige Sekunden nur schweigend an, während seine Fühler ein Eigenleben zu entwickeln schienen. "Nun, ich bin froh, dass Sie mir das offen sagen, Ensign", begann der Andorianer dann, auch wenn der sich fragte, was man den jungen Leuten heutzutage an der Akademie eigentlich beibrachte. Doch Ehrlichkeit war etwas, das er zu schätzen wusste. "Da dies Ihre erste Ermittlung zu sein scheint, ist es wohl nicht verkehrt, wenn wir das gemeinsam erledigen. Und machen Sie sich nichts draus, für alles gibt es schließlich ein erstes Mal."


    Er schenkte dem jungen Mann vor sich ein durchaus freundliches und vor allem aufmunterndes Lächeln. "Nehmen Sie ein PADD mit und natürlich auch einen Tricorder", fuhr er dann fort. "Wir werden uns vor Ort die Sensorlogbücher vornehmen und lassen uns eine holografische Nachbildung dessen anzeigen, was dort gemacht wurde", erklärte er dann. "Im Idealfall sollten wir auf diese Weise relativ schnell feststellen können, warum dort dieses bioneurale Gelpack durch Abwesenheit glänzte."



    [Wörter: 345]

    Ort des Geschehens: Deck 8, Sicherheitszentrale
    Beteiligte Personen: Alphonse Bragg
    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0910


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    Lt Shras (NPC)

    Lieutenant Shras befand sich in der Sicherheitszentrale und kümmerte sich dort um die Koordination der Sicherheitsteams. Momentan war nicht wirklich viel los, und sein bisheriges Highlight war gewesen, dass er die neue XO in Empfang hatte nehmen dürfen, da seine Vorgesetzte noch auf der Brücke die Stellung halten musste. Commander Elena Frost hatte alle erforderlichen Maßnahmen ruhig über sich ergehen lassen, doch der Andorianer hatte ständig das Gefühl gehabt, dass sie jede einzelne seiner Handlungen sowie seine Vorgehensweise ganz genau unter die Lupe nahm. Nun gut, dem Teil ihrer Akte nach, den er einsehen konnte, war sie selbst in der Sicherheit tätig gewesen. Insofern konnte er das nachvollziehen, und wirklich gestört hatte es ihn auch nicht.


    Eine Weile nachdem sich Elena auf den Weg zur Brücke gemacht hatte, war der einzige Neuzugang für die Sicherheit wieder in der Sicherheitszentrale erschienen. Er war vorher schon einmal wegen der Abwicklung der Freigaben hier gewesen, und Shras hatte das ebenso schnell und routiniert abgewickelt wie bei Commander Frost. Danach war der Neue erst einmal zur Krankenstation aufgebrochen, um den üblichen Gesundheitscheck durchführen zu lassen, und nun war er wieder hier.


    Shras war durchaus beeindruckt von der Statur des Neuen und überzeugt, dass der im Nahkampf für einen Gegner richtig übel werden mochte. Seine Bewertungen für den Umgang mit Schusswaffen hingegen sahen weniger beeindruckend aus, und der Andorianer, der als Stellvertreter der Sicherheitschefin diente, war sich absolut sicher, dass seine Vorgesetzte den Neuling zu Extraeinheiten im Training mit Schusswaffen eintragen würde.


    Dann war besagte Vorgesetzte auch in der Sicherheitsabteilung erschienen und hatte ein Gespräch mit dem Neuen, Ensign Alphonse Bragg, geführt. Als sie mit dem Gespräch durch war, hatte sie Shras nur angeschaut und gemeint: "Er gehört ganz Ihnen." Wie immer hatte er nicht erkennen können, was in der Romulanerin vorging, denn das war etwas, das ihr Volk mit dem der Vulkanier gemein hatte: Sie waren Meister darin, ihre Gedanken und Gefühle verborgen zu halten.


    So stand Shras nun da, Alphonse direkt vor sich, und wusste auch schon, was er mit diesem tun würde. "Und, Ensign Bragg, bereit für die Arbeit hier?" fragte er, und seine Fühler bewegten sich leicht, während seine violetten Augen den Hünen vor sich musterten. Und im Grunde war die Frage rhetorisch, denn ob der Bursche bereit war oder nicht, es gab Arbeit zu erledigen. "Wie Sie sich sicherlich aus Ihrer Zeit an der Akademie erinnern werden, gehört es auch zu unserem Job, hin und wieder Ermittlungen anzustellen. Und Sie werden mir jetzt bei einer solchen zur Hand gehen", erklärte Shras mit einer Ruhe, die er sich im Laufe der Zeit bei Selke abgeschaut hatte.


    "Im Frachttransporterraum eins fehlte im dortigen Datencenter ein bioneurales Gelpack, ohne das eine korrekte Berechnung des Transports bekanntlich nicht funktioniert. Wir beide werden uns darum kümmern herauszufinden, ob einfach nur vergessen wurde, das Ding da einzubauen, oder ob es absichtlich von dort entfernt wurde. Und falls letzteres der Fall sein sollte, müssen wir herausfinden, wer das war und warum. Also packen Sie sich die nötige Ausrüstung und begleiten Sie mich."



    [Wörter: 505]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Konferenzraum
    Beteiligte Personen: alle Führungsoffiziere
    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0925


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    Als schließlich alle Führungsoffiziere anwesend waren, begann Connor das Briefing, und wie Selke bereits erwartet hatte, kam zunächst das Thema Kaffee auf den Tisch. Innerlich musste die Romulanerin grinsen, denn so gut kannte sie den Captain inzwischen. Ja, auch er gehörte zu der Sorte, die ohne Kaffee am Morgen nicht so recht funktionierten, doch Kaffee beim Briefing war für ihn ein No-go. Getränke wie Wasser oder Schorle waren für ihn hingegen kein Problem. ###Nun ja, jeder Kommandant hat so seine eigenen Marotten###, sinnierte die Romulanerin. ###Aber auch Junia hat keinen Kaffee im Konferenzraum geduldet.###


    Entspannt zurückgelehnt beobachtete die Sicherheitschefin den weiteren Verlauf und war nicht sonderlich überrascht, dass sich die neue XO vorstellen sollte. Bei der Bemerkung zum Thema Blick in ihre Akte, nickte Selke kaum merklich. Für sie selbst war ein nicht unbeträchtlicher Teil von Elenas Akte nicht einsehbar gewesen, ungeachtet der Tatsache, dass sie vom Rang Commander und zum anderen Sicherheitschefin der Shenzhou war. Aber so war das beim Militär. ###Die Akten der ursprünglichen Crew der Shenzhou sehen da keinen Deut besser aus###, dachte sie. ###Immerhin hat auch dieses Schiff hier seine Geheimnisse.###


    Dass Elena bei den Marines gewesen war, war immerhin eine solide Erklärung für die Auffälligkeiten und geschwärzten Bereiche in ihrer Akte. Die Romulanerin kam zu dem Schluss, dass Elena mit der Ausbildung, die sie erhalten hatte, einen mehr als geeigneten Sparringspartner fürs Nahkampftraining darstellen würde. Das war etwas, das für Selke definitiv seinen Reiz hatte. Die Frage war nur, ob sich die neue XO darauf einlassen würde, mit ihr, einer Romulanerin, zu trainieren. ###Falls ja, hoffe ich nur, dass sie keinen Rappel kriegt wie damals Lieutenant Ral###, schoss es ihr durch den Kopf. Der damalige Sicherheitschef der Shenzhou hatte selbst schlechte Erfahrungen mit Romulanern gemacht. Oder vielmehr mit ihrem Vater, an den sie ihn stark erinnert hatte. Und das hatte bei ihm Wunden wieder aufgerissen und zu Handlungen getrieben, die nicht akzeptabel gewesen waren. ###Das war bei ihm ein nahezu klassischer Fall einer post-traumatischen Belastungsstörung. Hoffentlich hat Elena nicht etwa eine vergleichbare. Immerhin hat sie im Krieg gegen Soldaten meines Volkes gekämpft.###


    Da Elena anbot, Fragen zu beantworten, und Captain Irwin seine schweigende Zustimmung durch ein Nicken gab, kam auch sofort eine solche, und zwar von Adhara. Selke hörte aufmerksam zu. ###Sich derart einzumischen wäre für meinen Vater nie infrage gekommen. Er hat seinen Rang aus eigener Kraft verdient und wollte, dass seine Kinder das ebenso machen sollten. Klar, er hat uns gefordert und gefördert, aber er hat nie nachgeholfen.### Und darüber war Selke auch sehr dankbar. Dementsprechend konnte sie Elenas Wunsch, sich diesem Einfluss zu entziehen, durchaus verstehen. ###Wie soll man seine eigene Leistung einschätzen können, wenn im Hintergrund ständig jemand manipuliert?### Innerlich schüttelte die Romulanerin den Kopf. Sicher, auch bei ihrem Volk erhielten manche ihren Rang mehr aufgrund von Vitamin B als durch eigene Leistungen. Aber Standard war das nicht. ###Und dennoch für viele hilfreich.###


    Die Sicherheitschefin hörte weiter zu und lächelte bei der letzten Bemerkung Elenas. Obwohl sie diese Frau de facto noch nicht kannte, war sie ihr bereits jetzt sympathisch. Dass sie zunächst nur für eine Mission an Bord bleiben sollte, war ihr egal. Sie hatte kein schlechtes Gefühl in der Magengrube, und da sie sich auf ihren Instinkt immer hatte verlassen können, sah sie der Zusammenarbeit mit einer gewissen Freude entgegen. Dass man sie selbst nicht auf den Posten des XO gesetzt hatte, war für Selke zwar ebenso unverständlich wie für einige andere hier, zumal sie während der vergangenen Monate durchaus gezeigt hatte, dass sie das hinbekam. Doch das Oberkommando hatte anders entschieden, und sie respektierte das. Ihre Chance würde kommen, wenn es soweit war. Bis dahin würde sie tun, was auch immer sie konnte, um Captain und XO bestmöglich zu unterstützen, selbst wenn der 2XO gleich an jemand anderen gehen würde. Doch das war etwas, das sie mit Connor durchgesprochen hatte, um einem anderen Offizier die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen zu sammeln.


    Selke selbst hatte an dieser Stelle keine Fragen an Elana. Wenn, dann würden ihre Fragen eher irgendwann im Laufe der Zeit aufkommen. Daher beschränkte sich die Romulanerin darauf, einfach ruhig und entspannt weiter zuzuhören, zu beobachten und auf diese Weise Informationen zu sammeln. Sie war gespannt, ob noch jemand anders Fragen haben würde. Wenn nicht, würde Connor wohl den nächsten Punkt der Tagesordnung angehen und die fälligen Beförderungen vornehmen. In ihren Mundwinkeln erschien ein kaum merkliches Lächeln, denn sie freute sich für die betreffenden Kollegen.



    [Wörter: 740]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke ---> Konferenzraum
    Beteiligte Personen: Elena Frost  Leano Casadio  Saria Vahl  Thanos Sohn des Thorvaq  Hieronymus Dallas  Adhara De Lacroix  Alphonse Bragg (erwähnt)
    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0912


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    Nachdem der Captain mit seiner neuen rechten Hand wieder auf die Brücke zurückgekehrt war, hatte sich Selke zur Sicherheitszentrale begeben, um sich den einzigen Neuzugang anzuschauen, den ihre Abteilung gerade zu verzeichnen hatte. Zwar hätte sie dies ihrem Stellvertreter, Lieutenant Shras, überlassen können, doch der Andorianer hatte bereits das Vergnügen gehabt, Commander Frost in Empfang zu nehmen. Das hätte die Romulanerin ebenfalls gerne persönlich getan, doch zu jenem Zeitpunkt liefen die Startvorbereitungen, und der Captain wäre während dieser Zeit mit ihrer Abwesenheit de facto alleine auf der Brücke gewesen, da dann weder ein XO noch ein 2XO zugegen gewesen wären. Doch es gab Vorschriften, und so hatte Selke die Ehre, Elena in Empfang zu nehmen, Shras überlassen.


    Da es vor dem Briefing jedoch ein kleines Zeitfenster gegeben hatte, hatte sie sich den Neuen direkt einmal persönlich angeschaut, und ein Teil von ihr war immer noch ein wenig sprachlos. Sie hatte immer gedacht, Harry wäre ein Hüne, doch Ensign Bragg stellte selbst den Chefingenieur in den Schatten. Die Romulanerin hatte das Gefühl gehabt, eine Nackensperre zu bekommen, weil sie entsprechend weit nach oben hatte schauen müssen. Die Alternative wäre gewesen, ein wenig zurückzutreten, doch das kam für sie nicht infrage. Ein Teil von ihr hätte das unweigerlich als Zeichen der Schwäche gedeutet, und das war für sie als Romulanerin inakzeptabel.


    Das Gespräch mit ihm war zwar nicht wirklich lang gewesen, immerhin hatte sie die Zeit im Auge behalten müssen um nicht zu spät zum Briefing zu erscheinen. Doch sie hatte dadurch zumindest einen ersten Eindruck von ihrem neuen Untergebenen bekommen. Er hatte auf sie ein wenig unsicher gewirkt, was gerade aufgrund der Tatsache, dass er zur Gattung Hüne gehörte, ein wenig irritierend gewesen war, doch sie erinnerte sich noch sehr gut daran, dass auch sie damals mit einem gewissen Maß an Unsicherheit zu kämpfen gehabt hatte. Nur war ein Teil davon bei ihr dem Umstand geschuldet, dass sie zugleich mit dem Misstrauen der Leute um sie herum zu kämpfen gehabt hatte. Nun, was Alphonse Bragg betraf, so hatte er auf sie einen eher gutmütigen Eindruck gemacht, vielleicht sogar ein wenig naiv. Doch aus Erfahrung wusste sie, dass diese Naivität im Laufe der Zeit verfliegen würde, spätestens dann, wenn die manchmal harte Realität des Dienstes mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl winkte.


    Aus seiner Akte hatte sie entnommen, dass er nicht unbedingt der beste Schütze war, doch es musste ja auch nicht gleich jeder die Qualitäten eines Scharfschützen mitbringen. Solange man die richtigen Ziele traf und nicht die eigenen Leute, hielt sich alles in Grenzen. Dennoch plante sie bereits ein, ihm zusätzliches Training auf dem Schießstand zu gönnen. Immerhin wollte sie, dass ihre Leute bestmöglich vorbereitet waren, wenn es mal hart auf hart kommen sollte.


    Kurz nach 0900 traf sie wieder auf der Brücke ein und nahm zunächst wie gewohnt ihren angestammten Platz ein, bis sich dann Commander Frost von ihrem Platz erhob, sie ihm Vorbeigehen kurz angrinste und ihr die Brücke übergab. Ein Blick auf den Chronometer verriet, dass es noch sieben Minuten bis zum Beginn des Briefings waren. Selke wusste nicht, ob das nun ein Scherz von Elena gewesen war oder nicht, doch pflichtbewusst übernahm die Sicherheitschefin noch für ein paar Minuten die Brücke.


    Nachdem auch Leano sich in den Konferenzraum aufgemacht hatte, übergab Selke schließlich die Brücke an Lieutenant Commander Chayurn. Der Bajoraner bestätigte kurz, dann schnappte sich Selke ihr PADD und begab sich ebenfalls in den Konferenzraum, wo sie ihren gewohnten Platz einnahm. Der Duft von Kaffee strömte in ihre Nase, und ihr aufmerksamer Blick entdeckte auch schnell die Quelle. Der Duft kam von einem Becher, der vor der neuen CMO stand. ###Dann gibt das gleich noch eine Rede an die Nation zum Thema Kaffeefahrt###, schoss es der Romulanerin durch den Kopf, die innerlich bereits grinsen musste. Zwar gehörte Connor selbst zu den Leuten, die ohne eine gewisse Menge an Koffein nicht in die Gänge kamen, doch der Konferenzraum war eine Kaffee freie Zone. ###Wie war das? Sein Konferenzraum, seine Spielregeln.###


    Sie ließ ihren Blick schweifen, nickte den anderen Führungsoffizieren kurz grüßend zu und legte ihr PADD vor sich auf den Tisch. Natürlich waren ihr nicht die drei kleinen Schatullen entgangen, die vor Connor auf dem Tisch lagen. Sie leichtes, kaum merkliches Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen und schmuggelte sich auch in den Blick ihrer grüngrauen Augen. Beförderungen waren immer eine schöne Sache, und sie freute sich für die Kollegen, die nun einen neuen, wohl verdienten Rang erhalten würden.



    [Wörter: 740]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke
    Beteiligte Personen: Elena Frost  Leano Casadio  Saria Vahl  Thanos Sohn des Thorvaq
    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0801 ff


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    Als die neue XO schließlich die Brücke betrat, schaute Selke kurz von ihrer Station auf und warf einen ersten Blick auf die blonde Frau, die nun als rechte Hand des Captains fungieren sollte. ###Schneidiger Gang, diese Körperhaltung... Die Art, wie sie jetzt vor dem Captain Haltung annimmt... Ja, das erinnert mich an die Marines, mit denen ich bisher zu tun hatte###, schoss es der Romulanerin durch den Kopf. Gut, sie selbst hatte während ihrer Rettung damals durch eine Einheit der Marines nichts mit ihnen zu tun gehabt, doch auf der Starbase war sie einigen über den Weg gelaufen, darunter auch einem Marine, der ihrem damaligen Peiniger sehr ähnlich gesehen hatte.


    Zu ihrer Überraschung hatte der sie auch angesprochen und sich freundlich erkundigt, wie es ihr inzwischen ginge. Als sie irritiert reagiert hatte, hatte er ihr erklärt, dass er damals an ihrer Rettung beteiligt gewesen und alles andere als erfreut darüber gewesen war, dass jemand, dessen Blut auch in seinen Adern floss, zu solchen Maßnahmen gegriffen hatte. Seither hatte sie sporadisch Kontakt zu diesem Marine, und im Laufe der Zeit hatte sich sogar eine leichte Freundschaft entwickelt, auch wenn sein Gesicht, vor allem aber seine Augen, sie sehr an Jason erinnerten. Dennoch, dieser Nate war an sich ein netter Typ, und sie konnte ihn schlecht für die Verfehlungen eines engen Verwandten verantwortlich machen.


    Ihre Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. ###Ja, da merkt man, dass sie bei den Marines war###, sinnierte Selke weiter. ###Und wie heißt es so schön, einmal ein Marine, immer ein Marine.###


    Sie sah, wie Connor der Frau den Platz zu seiner Rechten anbot und diese dann auch Platz nahm. Offenbar wurde sie dann auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht, und so konzentrierte sich die Sicherheitschefin wieder auf ihre eigenen Aufgaben, einfach nur froh darüber, dass er Zirkus jetzt ein Ende hatte und eine Entscheidung getroffen worden war.


    Sonderlich glücklich über die Entscheidung war Selke allerdings nicht. Sie hatte bereits Erfahrungen als interimsmäßiger XO gesammelt, als man Junia damals nach dem Anschlag auf die cardassianische Botschaft auf Trillius Prime verhaftet hatte, und während der letzten Monate hatte sie diese Aufgabe erneut übernommen. Ihr Kommandotraining war abgeschlossen, sie hatte Erfahrungen sammeln können, und trotzdem hatte das Oberkommando entschieden, dass sie nicht die Chance erhalten sollte, hier auf der Shenzhou den Posten des XO zu übernehmen. Wirklich gewundert hatte sie es hingegen nicht, denn immerhin war sie eine Romulanerin. Hinzu kam, dass die Person, die genetisch gesehen in diesem Universum ihr Vater war, als hochrangiger Tal'Shiar Offizier zur Föderation übergelaufen war. Offenbar war man sich auch dessen jetzt nicht so sicher, ob man da wirklich vertrauen konnte.


    Sie hätte kotzen können! Als wenn die vergeblichen Versuche eines McMasters, ihr ein Geständnis zu entlocken, dass sie ein Maulwurf des Tal'Shiar sei, nicht schon gezeigt hätten, dass dem eben nicht so war... Nein, nun schien es, als würde ihre Verwandtschaft mit einem Offizier des Tal'Shiar genügen, ihrer Karriere hier und jetzt einen Knick zu verpassen.


    Die Sicherheitschefin lehnte sich ein wenig zurück, schloss kurz ihre normalerweise grüngrauen Augen, die nun jedoch ein bedrohliches Schiefergrau zeigten, und atmete mehrmals tief durch. ###Gut, wenn die das so wollen, dann spielen wir eben dieses Spiel. Aber glaubt ja nicht, dass ich mich davon ins Bockshorn jagen lasse und aufgebe!###



    [Wörter: 545]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke
    Beteiligte Personen: Junia Rix (Elena Frost, NPC) Leano Casadio  Saria Vahl  Thanos Sohn des Thorvaq  Hieronymus Dallas  Adhara De Lacroix
    Datum: 17.02.2403 Uhrzeit: 0755


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    Selke hatte diesen Tag begonnen wie jeden anderen auch. Auch wenn sie gerade an der Starbase angedockt waren, so gab es dennoch immer noch genug zu tun. Dennoch war sie zeitig auf der Brücke erschienen und saß nun auf ihrem Stammplatz, wo sie ihre Konsole bei Wachwechsel wie üblich einer Diagnose der Stufe vier unterzog. Das war für sie inzwischen Routine. Und dennoch... ###Fvadh! Nicht schon wieder! Können diese Wartungsheinis nicht einmal ihre Pfoten von den vorgenommenen Einstellungen lassen?### Mit einem leisen Knurren änderte die romulanische Sicherheitschefin die Einstellungen ihrer Konsole wieder, von der sie ja wusste und es auch immer wieder bestätigt sah, dass diese einfach nicht dem Standard entsprechen wollte. ###Das war ja schon so, als die Shen ihren Jungfernflug angetreten hat###, sinnierte sie, während ihre Finger über die Schaltflächen huschten.


    Nach und nach fand der Wachwechsel in einem geradezu fließenden Übergang statt, aber das war sie gewohnt und nahm es daher nur beiläufig wahr. Da sie nun schon seit Jahren als Offizierin diente und ihr Vater mittlerweile nicht nur Asyl in der Föderation gewährt bekommen hatte sondern inzwischen eingebürgert worden war, hatte sie sich bereits des öfteren intensiv mit ihm ausgetauscht. Viele Erfahrungen von ihnen waren nahezu gleich, selbst wenn ihr Vater eigentlich nicht ihr richtiger Vater war.


    Sie selbst stammte schließlich aus einem ganz anderen Universum, und in jenem hatte sie ihren Vater verloren. Er war dort während des Dominion-Kriegs in einem Internierungslager des Dominion ums Leben gekommen. Ihre eigene Entsprechung aus diesem Universum hier hatte die Pflichtdienstzeit nicht überlebt, er hingegen den Dominion-Krieg. Es war immer noch seltsam, dass sie zwar im Grunde nicht wirklich verwandt waren, auch wenn die Gene das natürlich anders sahen, aber dennoch sofort wieder den Draht zueinander gefunden hatten. Und es war wie damals zuhause, und das für beide. Sie dachten in die gleichen Richtungen, Ansichten und auch Verhalten waren einander so ähnlich, dass wie einst in ihrem Universum böse Zungen meinte, die beiden könnten Zwillinge sein, wenn da nicht der Altersunterschied wäre.


    Selke lächelte ein wenig. Sie hatte immer gedacht, sie hätte ihre gesamte Familie verloren, doch nun hatte sie zumindest ihren Vater wieder. Sozusagen. Dennoch hatte sie während der letzten Gespräche mit ihm gespürt, dass er besorgt war. Und auch wenn er kein Wort darüber verloren hatte, wusste sie, den Grund dafür. Zwar war ihm die Flucht in die Föderation gelungen, doch da er ein hochrangiger Offizier beim Tal'Shiar gewesen war, würden seine ehemaligen Kollegen sicherlich nichts unversucht lassen, den Hochverräter, der er aus ihrer Sicht nunmal war, irgendwie zu fassen zu kriegen. Das war eine der weniger schönen Nebenwirkungen.


    Die Sicherheitschefin gönnte diesen Gedanken noch ein paar Augenblicke, dann konzentrierte sie sich wieder auf auf die Displays vor ihrer Nase und bekam dementsprechend auch die Anfrage des Captains mit. "Unsere Gäste sind bereits alle an Bord und haben ihre Quartiere zugewiesen bekommen, auch die Crew ist vollzählig und bereit zum Ablegen. Es fehlt nur noch die Erlaubnis von der Raumkontrolle der Starbase", erklärte sie ruhig.


    Schon bald würde sie die Aufgaben des 2XO an Leano abtreten, natürlich alles in Absprache mit Captain Irwin. Dies sollte dem jungen taktischen Offizier helfen, Erfahrungen zu sammeln, die er später brauchen konnte, wenn er den Weg eines Kommandooffiziers einschlagen sollte. Und selbst, wenn er diesen Weg nicht einschlagen würde, es waren Erfahrungen, und solche konnten ihm sicherlich nicht schaden.



    [Wörter: 560]

    Ort des Geschehens: Frachter Sunshine ---> Shenzhou, Deck 9, Dekontaminationsraum
    Beteiligte Personen: Adhara De Lacroix  Saria Vahl  Leano Casadio  Hieronymus Dallas  Thanos Sohn des Thorvaq
    Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1450 ff


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    Selke begab sich nun ebenfalls zur Andockschleuse des Frachters Sunshine und konnte so beobachten, wie allmählich alle dort eintrudelten. Ihre eigenen Leute legten schließlich behutsam die Körper der insgesamt acht Toten am Rande ab, und auch die Techniker sammelten sich nun hier. Und überall zeigte sich das gleiche Bild: Die Energie der Schutzanzüge ging immer weiter nach unten, und das deutlich schneller, als das eigentlich sein sollte. "Ladies und Gentlemen, wenn wir wieder auf der Shenzhou sind, werden wir uns alle einmal gründlich dekontaminieren lassen dürfen", erklärte Selke ruhig.


    Freuen tat sie sich nicht darauf. Sie erinnerte sich noch gut an das letzte mal, als sie das über sich hatte ergehen lassen dürfen. ###Wenigstens ist Mister Hedges diesmal nicht dabei, sonst dürften wir uns wahrscheinlich unfreiwillig wieder einmal ansehen, wie er durch die Gegend hopst###, schoss es ihr durch den Kopf. Gut, für sie sah Irish Dance aus wie Herumgehopse. Auf der anderen Seite sah Hula für manche Leute auch befremdlich aus, während sie sich vor Jahren in diese polynesische Art zu tanzen verliebt hatte. ###Nun, wie war das doch gleich? Jedem das Seine.###


    Lange warten mussten sie nicht, bis die Shuttles am Frachter anlegten und sie an Bord nahmen, um sie alle zur Shenzhou zurück zu bringen. Dieser Rückflug, der zum Glück nicht lange dauerte, verlief ziemlich schweigsam, was vermutlich an den Toten lag, die mit transportiert wurden. Niemand hielt es für angemessen, in deren Gegenwart mehr zu sagen als unbedingt nötig.


    Nach ihrer Ankunft wurden dann auch alle zur Dekontamination eskortiert. Die Romulanerin kannte das Prozedere bereits und ließ es mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Etwas anderes hätte eh keinen Sinn gehabt. Da es diesmal jedoch nicht um die Frage ging, ob sie sich mit einer Krankheit angesteckt haben mochten, sondern nur darum, diese Amöben loszuwerden, war anschließend auch keine allzu lange Wartezeit vonnöten. Auch darüber war die Sicherheitschefin froh.


    Nachdem sie schließlich die Freigabe hatte, sich zu entfernen und ihren Dienst wieder aufzunehmen, beschloss sie, noch einmal die Crew des Frachters zu befragen. Sie wollte so viel wie eben möglich über die Vorgehensweise und das Verhalten dieser Piraten wissen, denn jede Kleinigkeit mochte für die Jagd auf diese Bande hilfreich sein.



    [Wörter: 365]

    Ort des Geschehens: Frachter Sunshine
    Beteiligte Personen: Leano Casadio  Saria Vahl  Thanos Sohn des Thorvaq  Hieronymus Dallas
    Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1425


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    Minuten vergingen, während Selke mit ihren Leuten nichts anderes tun konnte, als zu warten. In Gedanken ging sie daher durch, was sie bislang an Informationen über diese Piraten hatten, vor allem über ihre Vorgehensweise. Während sie so am Überlegen war, bemerkte sie ein Flackern, das eindeutig von ihrer Helmlampe stammte. ###Da, schon wieder!### Ihr gefiel das Ganze absolut nicht, und sie hatte ein ziemlich mieses Gefühl, denn auch bei einem Kollegen bemerkte sie ein solches Flackern.


    Die Romulanerin wollte gerade schauen, wie die Werte ihres Anzugs aussahen, als sich Nizu meldete und dazu riet, die Energieanzeigen der Anzüge im Auge zu behalten. Die Sicherheitschefin tat nun genau das, denn sie hatte ohnehin bereits einen Blick auf die Werte werfen wollen. ###Elemente, so lange sind wir doch noch gar nicht hier!### schoss es ihr durch den Kopf als sie bemerkte, dass die Energie bereits auf vierundsechzig Prozent gefallen war. ***Commander Selke an Lieutenant Nizu Vahl, danke für den Hinweis. Die Energie ist deutlich niedriger als erwartet. Lange sollten wir uns hier nicht mehr aufhalten.***


    Sie wollte den Technikern trotzdem noch ein klein wenig Zeit einräumen. Doch als sie dann sah, dass die Energie bei ihr nur wenige Minuten nach Nizus Hinweis bereits auf achtundfünfzig Prozent gesunken war, traf sie eine Entscheidung. ***Commander Selke an Shenzhou.***

    ***Fahren Sie fort, Miss Selke.***

    ***Die Energie unserer Schutzanzüge sinkt deutlich schneller als erwartet. Ich halte es für ratsam, zur Shenzhou zurückzukehren.***

    ***Das Außenteam soll sich zur Andockschleuse begeben, und bringen sie auch die Toten dorthin. Wir schicken ihnen dann Shuttles, um sie abzuholen. Den Transporter zu nutzen ist aufgrund der neuen Erkenntnisse nicht ratsam.***

    ***Verstanden, Sir, Außenteam begibt sich zur Andockschleuse. Selke ende.***


    Kurz ließ sie ihren Blick über jene schweifen, die bei ihr standen, dann instruierte sie zunächst ihre eigenen Leute, die Toten zur Andockschleuse zu bringen, bevor sie sich ans gesamte Außenteam wandte. ***Commander Selke an Außenteam, sammeln an der Andockschleuse. Ich wiederhole: Sammeln an der Andockschleuse. Wir räumen den Frachter. Selke ende.***



    [Wörter: 330]

    Ort des Geschehens: Frachter Sunshine
    Beteiligte Personen: Hieronymus Dallas  Saria Vahl (als Nizu Vahl, NPC)
    Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1415 ff


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    Selke beobachtete eher müßig, wie die Techniker eingeteilt wurden und sich dann verteilten, um den Frachter, der nun komplett ohne Energie war, zu untersuchen. Die Romulanerin erinnerte sich nur zu gut, wie das vor einigen Monaten gewesen war, als sie mehrmals eine recht ähnliche Situation vorgefunden hatten. Damals jedoch waren es eher Bakterien gewesen, die man verwendet hatte, um die Technik lahmzulegen. ###Könnte es sein, dass die gleichen Personen dahinter stecken und von Bakterien auf Amöben umgesattelt haben?### fragte sie sich, als sich Nizu meldete und meinte, die Sicherheit hätte im Maschinenraum etwas übersehen. Nun, das mochte durchaus sein, denn niemand war frei von Fehlern, und im Dunkeln... ###Dennoch hätte das nicht passieren dürfen###, schoss es der Romulanerin durch den Kopf. ***Commander Selke an Petty Officer Ch'villass, begeben Sie sich zum Maschinenraum, offenbar wurde dort etwas von uns übersehen***, wandte sich Selke an ein Mitglied ihres Außenteams. ***Verstanden, Ma'am, bin auf dem Weg.***



    PO Aseh Ch'villass (NPC)

    Petty Officer Aseh Ch'villass seufzte, und seine Antennen zuckten kurz. Wer diese 'lesen' konnte, wusste, dass er gerade dezent genervt war. Zum einen hasste er es, den Schutzanzug tragen zu müssen, zum anderen mochte er die nun hier herrschende Dunkelheit nicht. Aber so war das beim Militär, auch persönliche Befindlichkeiten wurde keine Rücksicht genommen. Nachdem seine Vorgesetzte ihm aufgetragen hatte, sich zum Maschinenraum des Frachters zu begeben, bestätigte er kurz und setzte sich dann mit einem leisen Knurren in Bewegung.


    Der Andorianer nutzte die Schwerelosigkeit jetzt zu seinem Vorteil und schwebte gekonnt durch die Gänge des Frachters, bis er den Maschinenraum erreichte. Wie auch der Rest des Schiffes bot der Maschinenraum einen gespenstischen Anblick, so dunkel und leer wie er war. Nun ja, nicht ganz leer, denn er sah das Licht, das von einer Helmlampe stammte und zu einer Technikerin der Shenzhou gehörte.


    Er aktivierte die Magnetstiefel wieder und schritt auf die junge Frau zu. Als er sie dann ansprach, zuckte sie merklich zusammen, fuhr herum und starrte ihn erschrocken an. Sie schien ihm ein wenig neben der Spur zu sein, deshalb versuchte der andorianische Sicherheitsoffizier es mit einem Lächeln. "Alles gut, ich tue Ihnen nichts", sagte er ruhig, doch ein Zucken seiner Fühler verriet, dass ihre Reaktion ihn ein wenig für diesen im Augenblick eher undankbaren Job kompensierte. "Sie meinten, wir hätten hier etwas vergessen?" fragte er, doch da sah er auch schon, worum es ging. "Ah, ich sehe schon, da hatte sich wohl doch noch eine Leiche vor uns versteckt." Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich hoffe, er oder sie hat Sie nicht zu sehr erschreckt."


    Da Nizu ihn immer noch mit einem für ihn nicht zu deutenden Blick anstarrte, zuckte er die Schultern. "Dann werde ich Ihren neuen Freund oder ihre neue Freundin hier mal entführen und zu den anderen bringen", sprach's und setzte das Angekündigte in die Tat um. Bei der Leiche handelte es sich, wie Aseh nun erkannte, um einen Mann menschlicher Herkunft, dessen Gesichtsausdruck noch eine Spur des Entsetzens zeigte, dass er unmittelbar vor seinem Ableben empfunden hatte. Der Andorianer bugsierte die Leiche so gut es in der Schwerelosigkeit ging in den Frachtraum, wo auch die anderen bereits zusammengetragen worden waren. ###Ein trauriger Anblick###, dachte er.



    [Wörter: 525]

    Ort des Geschehens: Frachter Sunshine
    Beteiligte Personen: Leano Casadio  Saria Vahl  Thanos Sohn des Thorvaq  Hieronymus Dallas
    Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1400


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    Commander Selke hatte sich mit ihren Leuten sehr gründlich an Bord des Frachters umgeschaut. Tatsächlich befand sich niemand mehr an Bord. Zumindest niemand, der noch am Leben war. Sie wusste ja, dass man fünfzehn Lebenszeichen vorgefunden und mittlerweile evakuiert hatte. Immerhin war sie bei deren Ankunft auf der Shenzhou dabei gewesen. Einer, soweit sie das mitbekommen hatte, hatte nicht zur Crew gehört. Damit waren demnach vierzehn Mitglieder der Crew gerettet. Zudem war ihr bekannt, dass Schiffe der Antares-Klasse zumeist eine Crew von zwanzig Personen hatten, plus/minus zwei. Das bedeutete, dass mindestens vier Personen fehlten.


    Leider hatten sich bei der Durchsuchung des Schiffs mehrere Leichen gefunden, sieben an der Zahl. Zwei davon waren jedoch anders ausgerüstet als die Crew des Frachters, weshalb sie den durchaus logischen Schluss ziehen musste, dass diese beiden zu den Piraten gehört hatten. Einen dieser beiden hatte sie sogar den verschwundenen Häftlingen zuordnen können. Dennoch, es war nie angenehm, irgendwo Tote zu finden.


    Nachdem sie die Techniker informiert hatte, dass sie auf den Frachter kommen konnten, kontaktierte sie die Shenzhou. ***Commander Selke an Shenzhou***, meldete sie sich direkt auf der Brücke. Doch die Stimme, die ihr antwortete und zum Fortfahren aufforderte, war weder die des Captains noch die von Tira, sondern die von Leano. Unbeirrt fuhr sie dann fort: ***Lieutenant, wir haben hier an Bord sieben Tote entdeckt, von denen zwei ihrer Ausrüstung nach zu den Piraten gehört haben. Einer dieser beiden konnte von mir bereits den verschwundenen Häftlingen aus der Strafkolonie zugeordnet werden. Wir warten jetzt auf die Techniker. Diese wurden von mir bereits informiert. Selke ende.***


    Wie immer hielt sie die Kommunikation kurz und wandte sich an ihr Außenteam. "Sorgt dafür, dass alle Toten im Frachtraum beieinander liegen, das erleichtert später den Abtransport", sagte sie ruhig und beobachtete, wie ihre Leute sich in Bewegung setzten.


    ###Diese Piraten kennen echt keine Skrupel###, dachte sie, und kurz änderten ihre Augen die Farbe vom üblichen Grüngrau hin zu einem dunklen Schiefergrau. ###Unter den Leuten, die wir vom Frachter geholt haben, waren einige nicht unverletzt, und die Art der Verletzungen legt nahe, dass die Piraten nicht eben sanft mit ihnen umgesprungen sind. Und hier haben sie definitiv einige Leute aus der Crew des Frachters getötet. Ich muss annehmen, dass diese sich gewehrt haben und deshalb sterben mussten.###


    So oder so, dieses Pack musste gestoppt werden! Und zu wissen, dass McNeandertaler jetzt unter diesen Piraten war, machte es für Selke auch nicht besser, denn sie wusste, wozu er fähig war. ###Die Frage ist eher, ob er wirklich mit den Piraten gemeinsame Sache machen wird###, sinnierte sie. Sie hatte unfreiwillig mehrere Tage mit ihm zu tun gehabt und hatte dabei ebenso unfreiwillig eine Menge von ihm zu hören bekommen, sofern er nicht fröhliche Liedchen vor sich hin gepfiffen oder sie mit seiner Lieblingsmusik beinahe taub gemacht hatte. ###Er hat damals davon gesprochen, dass er und Priola eine Piratenbande ausgelöscht hatten, und aus seiner Sicht waren diese Abschaum gewesen, der es nicht besser verdient hatte. Wenn er diese Einstellung nach wie vor hat, dann haben die sich jetzt eine Laus in den Pelz gesetzt, die ihr Ende einläuten wird.###


    Die Romulanerin mochte McMasters nicht. Und eigentlich hätte sie ihn hassen müssen, doch das war er ihrer Ansicht nach nicht wert. Dennoch hatte sie damals gemerkt, wie wichtig ihm der Schutz der Föderation und ihrer Werte und Bürger war, wenn auch auf eine irgendwie verdrehte Art. Aber etwas anderes konnte man von Leuten, die für Sektion 31 tätig waren, auch nicht erwarten.


    ###Ich mag ihn nicht, aber wenn ich richtig liege, wird er nur nach außen hin mit diesem Pack gemeinsame Sache machen und im Hintergrund bereits deren Untergang planen und einleiten.### Das Dumme bei ihr war, dass ihr Instinkt in solchen Angelegenheiten ebenso selten daneben lag, wie das bei ihrem Vater der Fall war.


    Ein Funkeln im Dunkel des Innenlebens des Frachters deutete die Ankunft der Techniker an, und sobald diese materialisiert waren, wandte sich Selke an Harry. "Mister Dallas, walten Sie mit Ihren Leuten ihres Amtes und lassen Sie sich nicht von meinen Leuten stören, die gerade die Toten, die wir hier an Bord entdeckt haben, in den Frachtraum bringen, um den späteren Abtransport zu erleichtern", sagte sie ruhig, allerdings mit einem geringfügig ernsterem Unterton in ihrer Stimme, doch der war den Umständen geschuldet.



    [Wörter: 715]

    Ort des Geschehens: Brücke ---> Transporterraum 1
    Beteiligte Personen: Leano Casadio  Thanos Sohn des Thorvaq  Hieronymus Dallas  Adhara De Lacroix  Saria Vahl
    Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1340 ff


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    "Captain, ich werde das Außenteam begleiten", verkündete Selke auf der Brücke ruhig, denn sie wollte den Frachter mit eigenen Augen sehen. Immerhin war sie auch damals im Außenteam gewesen, als sie es mit einer sehr ähnlichen Situation zu tun gehabt hatten. Nachdem Connor dies bestätigt hatte, gab sie an die Mitglieder ihres Außenteams weiter, dass man ihr ebenfalls einen Schutzanzug und einen Phaser Typ drei mitbringen sollte, dann übergab sie ihre Konsole an einen Kollegen und verließ die Brücke.


    Wenige Minuten später traf sie im Transporterraum eins ein, wo es nun doch recht kuschelig wurde. Immerhin waren hier nun die Geretteten Leute von der Sunshine, ein medizinisches Team sowie das technische Außenteam versammelt. Sie nickte Harry auf dessen Bemerkung hin kurz zu um zu signalisieren, dass sie es zur Kenntnis nahm. Sie würde sich seinem Team zuwenden, sobald die ganzen Leute von der Sunshine und das medizinische Team hier raus waren. Am Rande bekam sie mit, dass das einigen offenbar zu eng wurde. Zwei Personen, die offenkundig zu den Technikern gehörten, gingen wieder hinaus auf den Gang. ###Hm, die eine Person sah verdächtig aus wie Sarias Zwillingsschwester###, schoss es Selke durch den Kopf, während sie bereits von Adhara gefragt wurde, wo die Leute eigentlich herkamen. Antworten konnte die Romulanerin jedoch nicht mehr, denn eine kleine, drahtige Frau mit mediterranem Aussehen nahm ihr das ab und schien zudem nicht erfreut zu sein, dass man nicht sie gefragt hatte.


    Zwar hätte die Sicherheitschefin trotzdem etwas sagen können, doch ihr war bewusst, dass diese Frau gerade in einem Ausnahmezustand war. Also sagte sie nichts, sondern hörte ebenso wie Adhara zu, was diese Frau, die wohl der XO des Frachters war, ihnen mitzuteilen hatte. Als diese dann erklärte, dass erst ihre Energie ausgefallen war und dann erst der Überfall erfolgt war, nahmen Selkes Augen kurz eine schiefergraue Färbung an und sie erwiderte Adharas Blick, wobei sie leicht nickte. ###Genau wie auf Bemia III und auf den damals überfallenen Frachtern###, schoss es ihr durch den Kopf.


    Immerhin, bis auf die Tatsache, dass die Leute von der Sunshine unterkühlt waren und ein wenig Sauerstoffmangel erlitten hatten, gab es keine wirklich kritischen Fälle bis auf vielleicht den Bewusstlosen. Das war gut, denn damit konnte der Transporterraum schnell wieder geräumt werden. Und in der Tat waren wenige Minuten später sowohl die Mediziner als auch die Geretteten fort und würden sich auf Deck neun um alles weitere kümmern. Damit konnte sie sich nun auch endlich den Technikern zuwenden, während sie endlich dazu kam, ihren Schutzanzug anzulegen und von Kameraden überprüfen zu lassen, ob auch alles in Ordnung damit war.


    "Mister Dallas, entschuldigen Sie, dass ich mich Ihnen und Ihren Leuten nicht eher widmen konnte, aber hier war dafür zu viel los", begann sie und schenkte dem Hünen ein kurzes Lächeln. Als dann alle Techniker wieder im Raum versammelt waren, sagte sie ruhig: "Sie alle haben vermutlich mitbekommen, dass es auf diesem Frachter letztlich genauso abgelaufen ist wie auf Bemia III, sprich es fiel zunächst die Energie und damit nach und nach sämtliche relevanten Systeme aus, dann erst erfolgte der Angriff."


    Kurz ließ sie ihren Blick über nun wieder alle Anwesenden gleiten, bevor sie fortfuhr. "Wir wissen noch immer nicht, wie dieses Zeug genau aufs Schiff kam oder neulich auch in die Strafkolonie. Ich hoffe, dass wir zusammen vielleicht ein paar Hinweise darauf finden, denn dass die Übeltäter, bei denen es sich, wie wir jetzt wissen, definitiv um Piraten handelt, müssen gestoppt werden." Sie machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: "Vor Monaten hatten wir schon einmal einen ähnlichen Fall. Damals konnten wir die Piraten fassen und dachten, damit wäre dem Spuk ein Ende gesetzt. Aber nun sieht es ganz danach aus, dass dem nicht so war. Wir brauchen also alles an Hinweisen, was wir kriegen können, um das Ganze endgültig zu beenden, also seien sie alle so gründlich wie möglich. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit. Und nun lassen sie uns rüber gehen und unseren Job machen."


    Erneut ließ sie ihren Blick schweifen. "Das Sicherheitsteam geht vor", erklärte sie nach wie vor ruhig, jedoch kategorisch. "Sobald Sie von mir das Okay bekommen, Mister Dallas, können Sie mit Ihren Leuten nachkommen." Damit trat sie auf die Transporterplattform, ihre Leute sammelten sich um die Romulanerin, und kurz darauf waren sie an Bord des Frachters, wo sie von flackernder Notbeleuchtung begrüßt wurden. Die Sensoren verrieten, dass der Sauerstoffgehalt bereits sehr niedrig war, und immer mehr Lampen erloschen.


    Sie und ihr Team überprüften den Frachter, doch es war in der Tat niemand mehr an Bord. Gerade als dies klar wurde, fiel das Licht endgültig aus, und auch die künstliche Schwerkraft verabschiedete sich. Selke spürte, wie sie abhob, als sie ihren Kommunikator betätigte. ***Commander Selke an Lieutenant Dallas. Sie und Ihre Leute können jetzt rüber kommen, der Frachter ist safe. Kleine Anmerkung: Die Energie ist komplett weg, wir schweben hier im Dunkeln. Selke ende.***


    Zum Glück waren die Stiefel des Anzugs jedoch magnetisch. Sie aktivierte dieses praktische Feature und fand so auch wieder ganz schnell festen Halt auf dem Boden, worüber sie nicht wirklich unglücklich war. Nun waren die Techniker am Zuge und sie hoffte, dass diese etwas finden mochten, dass ihnen weiterhelfen würde.



    [Wörter: 860]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke
    Beteiligte Personen: Leano Casadio  Saria Vahl  Hieronymus Dallas  Thanos Sohn des Thorvaq  Adhara De Lacroix  Anna Saar
    Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1334


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    Selke kümmerte sich weiter um die Zusammenstellung eines Außenteams, als die Meldungen auch der anderen Offiziere hier kamen. ###Die Lebenszeichen sind schwach? Ich glaube, ich muss ein wenig umdisponieren, da man die wahrscheinlich dann lieber direkt an Bord holt.### Also schaute sie direkt mal, wer zur Verfügung stand und schnell dafür abgezogen werden konnte. Denn wenn sie diese Leute an Bord holten, sollte sichergestellt sein, dass diese Leute keine Gefahr darstellten.


    Es dauerte dementsprechend auch nicht lange, bis der Captain einen entsprechenden Befehl an sie erteilte, den sie mit einem wie üblich knappen "Aye, Sir" bestätigte. ###Und wieder zeigt sich, Vorbereitung ist alles.### Dementsprechend schickte sie zwei Teams à vier Leuten zum Transporterraum eins, wo vermutlich auch bald entsprechende Mitglieder des medizinischen Stabs auftauchen und sich der Geretteten annehmen würden.


    Die Romulanerin war schon gespannt, deren Geschichte zu hören. Allerdings hatte sie schon ein einigermaßen flaues Gefühl im Magen, denn dieses Szenario kam ihr verdächtig bekannt vor. Wiederholte sich hier ein Teil der Geschichte? Sie würden es bald erfahren.


    Dann bekam sie die Meldung von den beiden Teams, die sie zum Transporterraum beordert hatte und quittierte diese, bevor sie sich an den Captain wandte. "Sir, mein Team hat Transporterraum eins erreicht", erklärte sie ruhig, was nun er ebenso ruhig quittierte. Damit wandte sie sich wieder der Aufgabe, das Außenteam aufzustellen und denen entsprechende Anweisungen mit auf den Weg zu geben, damit die Techniker sicher arbeiten und herausfinden konnten, was dem Frachter den Saft abgedreht hatte.



    [Wörter: 245]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke
    Beteiligte Personen: Tira Akari  Leano Casadio  Saria Vahl  Hieronymus Dallas  Thanos Sohn des Thorvaq
    Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1325


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    Selke hatte die letzten Tage neben ihrer Arbeit unter anderem damit verbracht, sich selbst wieder mental zu stärken. Zu wissen, dass ihr spezieller 'Freund' irgendwo dort draußen herum schwirrte, war dafür eine großartige Motivation. Zudem steckte sie auch, mal wieder, vermehrt Zeit in Kampftraining. Und natürlich ließ sie ihre Leute auch weiterhin trainieren, wie man Schiffe enterte, wobei sie selbst ebenfalls an diesem Training teilnahm. Als Sicherheitschefin war es so absolut nicht ihr Ding, ihre Leute vorzuschicken und selbst irgendwo im Hintergrund zu bleiben.


    Doch wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, waren viele dieser Aktivitäten, so nützlich sie auch waren, letztlich auch eine Ablenkung, damit ihre Gedanken nicht dauernd in die Vergangenheit abschweiften. Und damit sie in ihrem Quartier nicht zu unruhig wurde, hatte sie sich tatsächlich inzwischen eine holografische Katze zugelegt, was sie keine Sekunde lang bereute. Diese war genauso eigensinnig wie eine echte Katze, hatte auf die Romulanerin jedoch eine beruhigende Wirkung. Und der Vorteil der holographischen Katze war, dass sie sich keine Gedanken um Katzenhaare überall machen musste.


    So saß sie an diesem Tag relativ entspannt an ihrer Station und erledigte dort ihren Job. Bislang war der Tag ruhig verlaufen, doch dann kam die Meldung, dass da ein Schiff auf ihrem Kurs entdeckt worden war, das offenbar einfach so im All trieb. In ihrer Magengegend bildete sich ein kleiner Knoten, und noch während der Captain den Befehl erteilte, Kurs auf dieses Schiff zu setzen, stellte sie schon mal ein Sicherheitsteam zusammen, für den Fall, dass sie an Bord jenes Schiffes gehen mussten. ###Vorbereitung ist alles###, dachte sie und wählte sorgfältig ein paar Leute aus, mit denen sie einen solchen Außeneinsatz dann durchführen würde. Noch war zwar nicht sicher, ob es einen solchen geben würde, doch so konnte sie im Ernstfall alles blitzschnell in die Wege leiten, wenn es erforderlich wurde.



    [Wörter: 305]

    Ort des Geschehens: Deck 9, OP 3
    Beteiligte Personen: Adhara De Lacroix
    Datum: 13.09.2402 Uhrzeit: 1010 ff


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    Als Selke das Schmunzeln in ihre Richtung sah, konnte die Romulanerin nicht anders und zeigte ebenfalls ein leichtes Lächeln. ###Hoffentlich fällt mir das gleich nicht zusammen mit meiner letzten Mahlzeit aus dem Gesicht###, schoss es ihr durch den Kopf, denn so eine Autopsie war sicherlich kein angenehmer Anblick. Doch trotz allem siegte ihre Neugier, und die Bitte, sofort Bescheid zu geben, sollte sie sich unbehaglich fühlen oder gar Übelkeit verspüren, nahm sie mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis.


    Der Beginn der Autopsie war aus ihrer Sicht noch relativ unspektakulär, doch die Erklärung Adharas machte das wieder wett. Sie hatte sich nie wirklich mit der Anatomie der Andorianer befasst, und das, obwohl sie in ihrer Abteilung mehr als einen Andorianer hatte und ihr Stellvertreter selbst zu diesem Volk gehörte. Als die Ärztin dann erklärte, dass die Knochenplatten auf etwas brachiale Art entfernt werden mussten und sie dabei fragend anschaute, nickte Selke nur und meinte ruhig: "Alles in Ordnung, Doktor, fahren Sie bitte fort."


    Die Sicherheitschefin wurde zwar ein wenig blasser um die Nase, als dann die Knochenplatten soweit beseitigt wurden, dass man an die inneren Organe herankommen konnte, doch sie kontrollierte ihren Atem und kannte sich gut genug um zu wissen, dass bei ihr noch alles im grünen Bereich war. Daher sah sie auch weiterhin interessiert zu, als die Ärztin den Magen öffnete und schaute, was sich darin befand, doch das war eher die sprichwörtliche gähnende Leere.


    Dass Adhara deshalb damit begann, im Darm nach Resten der letzten Mahlzeit zu suchen, ließ in Selke schon ein flaues Gefühl aufsteigen, doch sie blieb und schaute weiterhin zu, auch wenn sie ihren Atem jetzt etwas stärker kontrollieren musste. ###Sie hatte recht, appetitlich ist anders.### Die Ärztin wurde offenbar auch fündig und verkündete, dass er als letzte Mahlzeit Porridge zu sich genommen hatte.


    "Er hat also in den letzten 24 Stunden vor seinem Tod nichts mehr gegessen? Und die letzte Mahlzeit war Porridge? Interessant", sagte sie und strich sich nachdenklich übers Kinn. "Der Angriff erfolgte etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht. Die letzte Mahlzeit in der Strafkolonie gab es, soweit mir der Leiter das erklärt hat, um 1900, und ich bezweifle, dass es Porridge zum Abendessen gab." Sie hatte sich den Ablauf des Tages bis hin zum Angriff so ausführlich wie möglich erklären lassen, daher konnte sie diese Information immer noch problemlos aus ihrem Gedächtnis abrufen. "Das legt den Schluss nahe, dass er das Porridge wohl auf dem Schiff der Angreifer zu sich genommen hat. Ich werde Commander S'Tonn aber trotzdem zur Sicherheit noch einmal kontaktieren und nachfragen, was es an jenem Abend für die Häftlinge zu essen gab."


    Das flaue Gefühl in ihrem eigenen Magen verstärkte sich immer mehr, vor allem in der Kombination, dass über Essen geredet wurde, während da gleichzeitig ein geöffneter Magen und Darm vor ihr lag. "Doktor, ich sollte Ihnen Bescheid geben, wenn ich mich unbehaglich fühle. Das ist jetzt der Fall. Und bevor ich Ihnen meine letzte Mahlzeit präsentiere, begebe ich mich lieber in mein Büro und kontaktiere den Leiter der Strafkolonie." Die Romulanerin war jetzt definitiv blasser um die Nase als zu Beginn der Autopsie. "Seien Sie so gut, und schicken Sie mir den Bericht zu, wenn Sie hier fertig sind. Und vielen Dank, dass ich zuschauen durfte. Das war eine... interessante Erfahrung."


    Sie nickte Adhara mit dem Versuch eines Lächelns zu, dann jedoch schaute sie, dass sie schnellstmöglich aus dem OP verschwinden konnte, ohne dabei zu wirken, als würde sie flüchten.



    [Wörter: 575]

    Ort des Geschehens: Deck 9, OP 3
    Beteiligte Personen: Adhara De Lacroix Anna Saar
    Datum: 13.09.2402 Uhrzeit: 1005 ff


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    Commander Selke war froh, dass die Lautstärke der Musik reduziert wurde, denn ihre empfindlichen Ohren mochten Lärm nicht. Zwar würde sie klassische Musik nicht per se als Lärm bezeichnen, doch ihr Tee war sie nicht, selbst wenn es das eine oder andere Stück durchaus mochte. doch dazu musste sie in der Stimmung sein.


    Ruhig hörte sie zu, während ihr Adhara erklärte, was sie bisher mit ihrem Kollegen gefunden hatte. Der Blick der Romulanerin zeigte, dass sie dabei sehr aufmerksam alles aufnahm, zudem wurde er deutlich nachdenklich. Zwischendurch nickte sie immer wieder.


    "Nun, wen wir genau verfolgen, wissen wir aktuell noch nicht", erklärte Selke mit ruhiger Stimme, während ihr Blick erneut über die toten schweifte und noch einmal die Schussverletzungen betrachtete. "Ich bezweifle jedoch, dass man uns diese Toten hier absichtlich als Spur hinterlassen hat. Bedenken Sie, jede Warpsignatur, die hinterlassen wird, verblasst in Sternsystemen durch den Sonnenwind. Und diese Leute hatten über einen Tag Vorsprung. Sicherlich gingen sie davon aus, dass ihre Spur somit nicht mehr zu verfolgen war. Damit war dieses System hier offenbar nur ein Treffpunkt und eine günstige Gelegenheit, die Leichen loszuwerden."


    Den Blick erneut auf die Schussverletzungen fokussierend fuhr sie fort: "In der Tat hätte man die Waffen einfach auf Vaporisieren stellen können, allerdings verbraucht das deutlich mehr Energie, als wenn man sie einfach nur auf Töten stellt." Konnte es sein, dass...? "Denkbar wäre daher, dass die Übeltäter mit ihren Ressourcen haushalten müssen." Das mochte eventuell den Kreis der Verdächtigen einschränken, denn wenn die Ressourcen dieser Leute knapp waren, bedeutete dies, dass es für sie keine legale Möglichkeit gab, diese zu ergänzen. Vor ihrem inneren Auge formte sich langsam ein Bild.


    "Dass Sie ansonsten keine gefährlichen Substanzen oder ähnliches gefunden haben, ist schonmal gut zu wissen, denn auf Terroristen mit Biowaffen können wir wirklich gut verzichten", kommentierte sie eine der Aussagen der jungen Ärztin und schaute ein wenig überrascht, als das Angebot ausgesprochen wurde, bei der nun anstehenden eigentlichen Autopsie dabei zu sein.


    "Nun, ich hatte bisher noch nie die Gelegenheit, an einer solchen Autopsie teilzunehmen", gestand sie. "Es wäre meine erste. Wenn es Sie nicht stört, wäre ich tatsächlich gerne dabei. Vielleicht lerne ich dabei sogar noch etwas über Anatomie." Als sie Adhara nun anschaute, funkelte unverkennbar Neugier in den grüngrauen Augen der romulanischen Sicherheitschefin.



    [Wörter: 380]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke ---> Deck 9, OP 3
    Beteiligte Personen: Tira Akari  Leano Casadio  Saria Vahl  Adhara De Lacroix  Anna Saar
    Datum: 13.09.2402 Uhrzeit: 1000 ff


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    Commander Selke saß ruhig an ihrer Station und tat, was sie als Sicherheitschefin gerade tun konnte. Und das war nicht viel. Als dann nach einer Weile die Meldung von Leano kam, dass die Sensoren sowohl klingonische als auch nicht zuzuordnende Warpsignaturen aufgespürt hatten, verspürte sie ein gewisses Maß an Erleichterung, denn das bedeutete, dass man diesen Typen auch weiterhin würde folgen können und sie nicht spurlos verschwunden waren. Dass allerdings auch vier Körper gefunden wurden, ließ ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen. ###Elemente! Ich hoffe, die Leute waren tot, bevor man sie ins All befördert hat###, schoss es ihr durch den Kopf. Selbst wenn es sich um die entfleuchten Häftlinge handeln mochte, so etwas hatte ihrer Ansicht nach niemand verdient. Nicht einmal ihr ganz spezieller 'Freund'.


    Es vergingen mehrere Minuten, doch dann übergab Selke ihre Station einem ihrer Kollegen. "Ich begebe mich zur Krankenstation, um die Identität der Leichen zu überprüfen und sie aus unseren Listen entsprechend auszutragen", verkündete sie ruhig.


    "In Ordnung, Miss Selke", kam die ebenso ruhige Bestätigung von Commander Irwin, begleitet nur von einem kurzen Nicken.


    Die Romulanerin begab sich zum Turbolift und ließ sich von diesem zur Krankenstation tragen. Dort angelangt, fragte sie, wo die Autopsien durchgeführt wurden und wurde zu OP drei geschickt. Als sie den betreffenden Raum betrat, hielt sie sich zunächst am Rande und beobachtete die beiden Mediziner bei ihrem Tun. Dann jedoch trat sie näher und glich auf ihrem PADD, das sie mitgenommen hatte, die Identität der vier Toten ab. ###Tatsächlich der verschwundene Wachposten und drei der Häftlinge###, dachte sie und blieb zunächst schweigend und mit nachdenklichem Blick am Kopfende eines der Tische stehen.


    Dann hob sie den Blick, schaute die junge Ärztin an, die sie schon in der Strafkolonie gesehen hatte und fragte: "Wie sieht es aus, haben Sie schon irgendetwas für mich?" Dass eine entsprechende Meldung gerade an die Brücke rausgegangen war, konnte sie nicht wissen, denn da war sie im Turbolift gewesen. "Die vier waren schon tot, als man sie ins All geschickt hat, nicht wahr?" fragte sie und deutete mit einem Nicken auf die deutlich sichtbaren Schussverletzungen. "Können Sie feststellen, mit welchen Waffen sie getötet wurden?" Für sie selbst sah es auf den ersten Blick aus, als wären die tödlichen Schüsse aus Disruptorgewehren abgefeuert worden, doch sie war keine Spezialistin darin, dies genau zu bestimmen. Für sie sah es halt einfach nur danach aus. ###Dafür habe ich ja die Profis hier.###



    [Wörter: 405]

    Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke
    Beteiligte Personen: Tira Akari  Leano Casadio  Saria Vahl  Thanos Sohn des Thorvaq  Hieronymus Dallas  Adhara De Lacroix  @Jayden McBrenton 
    Datum: 13.09.2402 Uhrzeit: 0935


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    Obwohl es in der Strafkolonie erstaunlich ruhig geblieben war, wenn man von ein paar wenigen Ausnahmen absah, die jedoch noch relativ harmlos gewesen waren, war Selke froh, dass sie diese wieder verlassen hatten. Ebenso froh war sie darüber gewesen, dass sie nicht ihrem speziellen 'Freund' begegnet war. Dennoch hatte sie später noch ein Gespräch mit Manadis geführt, und das nicht, weil Commander Irwin darauf bestanden hatte, sondern weil sie von sich aus das Bedürfnis dazu verspürt hatte. Zwar mochte sie Leute der Gattung Counselor bis heute nicht sonderlich, doch zu Manadis hatte sie im Laufe der Zeit Vertrauen gefasst, und zudem wusste sie, dass sie mit manchen Dingen einfach nicht aus eigener Kraft fertig werden konnte. Und Jason gehörte dazu.


    Dass dieser nun mit achtundzwanzig anderen gefährlichen Häftlingen flüchtig war, bereitete der Romulanerin Bauchschmerzen. Sie wusste um seine Fähigkeiten, und das war aus ihrer Sicht durchaus ein Grund zur Sorge. Allerdings hatte sie ihn nur als Komplizen von Priola kennengelernt und konnte daher nicht wirklich abschätzen, wie er sich solo verhalten würde. Nun, das blieb abzuwarten.


    Um besser gewappnet zu sein, hatte sie ein paar gute Leute zusammengestellt und für diese ein spezielles Training angeordnet. Wenn sie auf diese Tunichtgute trafen, sollte dieses Team in der Lage sein, effektiv ein Schiff zu entern. Und da diese Leute vermutlich nur wenig bis gar nichts zu verlieren hatten, und die entfleuchten Häftlinge sicherlich nicht sonderlich gerne wieder in die Strafkolonie zurück wollten, wollte Selke einfach sichergehen, dass ihre eigenen Leute bestens darauf vorbereitet waren. Sie nahm auch selbst am Training teil, denn auch wenn noch unklar war, ob sie dann selbst dabei sein würde, so verlangte sie bei Trainings nichts von ihren Leuten, das sie nicht selbst zu tun bereit war. Darin war sie, wie in so vielen Dingen, ihrem Vater sehr ähnlich.


    Doch jetzt gerade saß sie auf der Brücke auf ihrem Platz, wo alles wie gehabt lief. Der neue Captain hatte zwischendurch eine Runde durch sämtliche Abteilungen gedreht, um sich ein Bild der Leute und der Situation dort zu machen, und das gefiel ihr. Dennoch war es ungewohnt, ihn auf dem Captain's Chair sitzen zu sehen. ###Wird auch noch dauern, bis ich mich daran gewöhnt haben werde###, sinnierte sie. Seit sie damals an Bord gekommen war, hatte sie nur Junia als Kommandantin gehabt. Doch die Sternenflotte hatte nunmal entschieden, dass die Trill nun an anderer Stelle mehr bewirken konnte und hatte jemand anderen auf den Posten des Captains gesetzt. ###Nun, Commander Irwin scheint ganz in Ordnung zu sein. Aber an seine Art werden wir alle uns erst gewöhnen müssen. Bin mal gespannt, wie es aussieht, wenn es mal wirklich ernst wird.### Und das würde früher oder später passieren, spätestens, wenn sie auf die Leute trafen, die die Strafkolonie angegriffen hatten.


    Als sie ein kleines Sternsystem erreichten, das in der Richtung lag, in die die Angreifer weg gesprungen waren, ging die Shenzhou unter Warp und Commander Irwin ordnete an, dass das System gescannt werden sollte. Selke wartete ab, denn das war nicht ihre Baustelle. Sie konnte nur abwarten und beobachten, ob diejenigen, die nun das System scannten, etwas finden würden, das ihnen weiter half. Die Romulanerin wusste, dass sie diese Leute besser schnell finden sollten, denn diese hatten je bereits bewiesen, dass sie sich nicht scheuten, auch Einrichtungen wie diese Strafkolonie anzugreifen. Nicht auszudenken, wenn sie das woanders wiederholen würden. Nein, da gab es aus ihrer Sicht keine Alternative, die mussten so schnell wie eben möglich aus dem Verkehrt gezogen werden!



    [Wörter: 580]

    Ort des Geschehens: Oberfläche Bemia III, Strafkolonie
    Beteiligte Personen: Anna Saar  Adhara De Lacroix  @Jayden McBrenton  Hieronymus Dallas
    Datum: 09.09.2402 Uhrzeit: 1700


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    Selke drehte zunächst eine Runde durch die Strafkolonie um sicherzustellen, dass ihre Leute möglichst gut mit dem noch dienstfähigen Personal von hier zusammenarbeiteten. Da sah aber alles gut aus, und so beschloss sie, jetzt doch einmal ihrer Neugier nachzugehen. Sie bat darum, den R-Block zu inspizieren, speziell auch die Zelle der Person, die ihr bis heute Alpträume bescherte. Diese Bitte wurde ihr gewährt, und einer der Wachposten, die hier auch an jenem Abend Dienst getan hatten, als der Angriff erfolgt war, diente ihr bereitwillig als Führer und Informationsquelle.


    Sie ließ sich die Abläufe in diesem Block erklären, die sich in einigen Punkten von denen in den übrigen Blocks unterschieden, und schließlich begutachtete sie auch die Zelle. Viel Platz hatte Jason dort drin nicht gehabt, zumal auch die Dusche im Raum verbaut war. Ein schmales Fenster, kaum mehr als eine Schießscharte, hatte ihm einen Blick nach draußen gewährt, doch außer schier endlosem Ozean hatte er von hier aus nicht sehen können. Zumindest sagte das der Wachposten, denn da es mittlerweile dunkel war, konnte sie das nicht beurteilen. An der Wand über seinem Bett hing das Bild seiner Frau und seines Sohnes, an der Wand über dem winzigen Tisch hingen Zeichnungen, die er offenbar angefertigt hatte, ansonsten gab es hier nichts.


    "Sagen Sie, hatte er Kontakte nach außen?" wollte die Romulanerin wissen.

    "Nein, Commander", gab der Wachposten zurück. "Außer dem Wachpersonal, das für diesen Block handverlesen ist, seinem Counselor und bei Bedarf medizinischem Personal hatte er keinerlei Kontakte", erklärte er weiter. "Damit Häftlinge, die in einem Block alleine untergebracht sind, nicht komplett isoliert sind, haben wir hier ein speziell programmiertes Hologramm, das in der Zeit, wo ein solcher Häftling sich abseits des Hofgangs außerhalb seiner Zelle bewegen darf, als Gesellschaft fungiert."


    Selke nickte. Das machte Sinn, denn die Leute wurden schließlich zu Freiheitsentzug verurteilt und nicht zu sozialer Isolation. Wie wirkungsvoll da ein solches Hologramm sein mochte, konnte sie nicht beurteilen. Das hing vermutlich auch von der Person ab, die mit diesem Hologramm klar kommen musste.


    "Wie war er so? Wie hat er sich verhalten, und welchen Eindruck hat er auf Sie und Ihre Kollegen gemacht?" fragte sie weiter. "Er scheint mir von den Häftlingen, die von den Angreifern mitgenommen wurden, der gefährlichste zu sein. Wenn wir diese Leute also wieder einsammeln wollen, wäre es gut, mehr zu wissen", begründete sie ihre Frage.


    Der Wachposten nickte. "Ruhiger Typ, hat nicht viel geredet", meinte er und zuckte die Schultern. "Sieht man davon ab, dass der erste Counselor, der ihm zugeteilt worden war, ersetzt werden musste, gab es mit ihm keinerlei Probleme. Für jemanden, der als so gefährlich eingestuft worden ist, war er erstaunlich pflegeleicht. Aber..." Er machte eine kurze Pause. "Ich weiß nicht. Er war zwar immer höflich, respektvoll zu jenen, die ihm ebenso begegneten, und er hat Anweisungen klaglos befolgt. Trotzdem hatte ich immer das ungute Gefühl, dass er uns belauert wie ein Raubtier seine Beute, dass er uns studiert, analysiert." Erneut zuckte der Wachposten die Schultern, jedoch in einer irgendwie hilflos wirkenden Geste. "Bei Mister McMasters war ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, wie ich ihn denn nun einschätzen sollte. Einerseits hatte er erklärt, er wolle einfach nur seine Strafe absitzen und dabei möglichst keinen Ärger verursachen, um diese nicht unnötig zu verlängern. Andererseits hatte ich immer den Eindruck, dass er bereits an einem ausgefeilten Fluchtplan arbeiten würde." Er schüttelte ein wenig den Kopf. "Eines jedoch hat sich mir eingebrannt, und das war seine Bemerkung, dass er die Föderation immer beschützen würde, und zwar mit dem Zusatz 'egal, was dafür nötig ist'. Irgendwie ist es mir dabei eisig den Rücken runter gelaufen."


    Selke nickte, denn das konnte sie nachvollziehen, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Was dieser Wachposten nicht wusste, war, dass Jason ihr gegenüber nie einen Hehl daraus gemacht hatte, zu Sektion 31 zu gehören. Sie nickte und meinte: "Das kann ich nachvollziehen. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, und auch dafür, dass Sie mir das hier gezeigt haben."


    "Gerne, Commander", gab der Wachposten zurück, der die Sicherheitschefin der Shenzhou dann auch wieder hinaus führte.


    Diese kehrte zu ihren Leuten zurück, um noch einmal nach dem Rechten zu schauen und zu fragen, ob noch irgendetwas benötigt wurde, danach begab sie sich zu den Medizinern, um auch dort zu schauen, ob alles okay war. Sie hatte jedoch schon früh den Eindruck gewonnen, dass die zu versorgenden Häftlinge einfach nur froh zu sein schienen, dass sich endlich jemand um ihre Verletzungen kümmerte und sie Essen, vor allem aber etwas zu trinken bekamen. Zwar gab es hier und dort mal den einen oder anderen Zeitgenossen, der etwas widerwilliger war, doch echte Probleme waren bislang ausgeblieben. Selke hoffte, dass das auch so blieb und bewegte sich gekonnt durch das Feldlazarett, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.


    Hatte die Luft bislang geradezu gestanden, nur untermalt vom durchaus beeindruckenden Wetterleuchten am Horizont, so frischte der Wind nun doch spürbar auf. Zum Glück war zumindest in einigen Bereichen wieder Energie vorhanden, wenn auch stark improvisiert. Was auch immer hier passiert war, hatte der Technik übel mitgespielt. Sie schaute erneut Richtung Horizont und sah einen grell leuchtenden Blitz. Damit würde wohl bald das Gewitter einsetzen, dass sich seit geraumer Zeit angekündigt hatte.



    [Wörter: 870]

    Ort des Geschehens: Oberfläche Bemia III, Strafkolonie
    Beteiligte Personen: Tira Akari  Leano Casadio  Saria Vahl  Anna Saar  Thanos Sohn des Thorvaq  Hieronymus Dallas  Adhara De Lacroix  @Jayden McBrenton 
    Datum: 09.09.2402 Uhrzeit: 1105 ff


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    Auf die letzte Bemerkung Annas hin nickte Selke, und einen Moment lang zeigte sich in ihrem Blick ein Wiederhall des Grauens, den sie mit Jason erlebt hatte. "Ja, das müssen wir", gab sie daher zurück, und ihre Stimme zitterte dabei leicht. Dann schloss sie ihre grüngrauen Augen für mehrere Sekunden, sammelte sich und sagte dann mit wieder vollkommen ruhiger Stimme: "Über ihn können wir uns später noch Gedanken machen. Jetzt haben erst einmal andere Leute Priorität." Sie sah Anna noch einen Moment lang an und meinte: "Geh du jetzt besser zu deinen Leuten, die werden sicherlich jede helfende Hand brauchen. Ich werde mit einigen meiner Leute dabei helfen, Verschüttete ausfindig zu machen und zu bergen." Sie wusste, dass Anna ganz Profi war und die Verletzten für sie nun Priorität hatten, doch dieser kurze Austausch mit ihrer Freundin hatte Selke gut getan.


    Da alle Insassen, die man hier vorgefunden hatte, wieder sicher in Gewahrsam waren, half die Romulanerin von da an mit einem Teil ihrer Leute dabei, jene zu befreien, die noch unter Trümmern begraben lagen, wodurch nicht nur weiteres Personal, sondern auch weitere Gefangene zum Vorschein kamen. Es war eine Arbeit, die Stunden in Anspruch nahm, während die Gewitterwolken am Horizont immer bedrohlicher wurden. Zudem machte vielen die tropisch feuchtheiße Luft zu schaffen, die dank des nahenden Gewitters zunehmend drückender wurde. Derweil taten die Techniker der Shenzhou alles in ihrer Macht stehende, die Energie hier in der Strafkolonie irgendwie wieder ans Laufen zu bringen oder zumindest irgendwie für Abhilfe zu sorgen, während die Leute aus der medizinischen Abteilung wahrlich alle Hände voll zu tun hatten.


    Schließlich legte die Sicherheitschefin der Shenzhou eine Pause ein und setzte sich auf einen Schutthügel, als sich dort etwas bewegte. Irritiert schaute sie hin und bemerkte eine Hand, die aus dem Schutt ragte. Sofort sprang sie auf. "Hier ist noch jemand!" brüllte sie und begann damit, den Schutt beiseite zu räumen. Da schnell weitere Leute heran nahten und mit anpackten, war die Person auch relativ schnell befreit und entpuppte sich als ein weiterer Häftling, der deutlich Probleme mit der Atmung hatte und aus mehreren Verletzungen blutete. "Bleiben Sie ganz ruhig, wir bringen Sie sofort zum Feldlazarett", sagte Selke in einem sanften, beruhigenden Tonfall. Der Häftling bekam zwar große Augen und einen zornigen Blick, als er erkannte, dass sie eine Romulanerin war, doch angesichts der Schmerzen, die er gerade hatte, verpuffte dieser Zorn fast augenblicklich wieder.


    Gemeinsam mit ihren Helfern trug sie den Verletzten so schonend wie möglich zum Feldlazarett und überließ ihn dort den Profis. Kurz schaute sie ihre Helfer an und meinte: "Wissen sie was, wir beginnen schonmal damit, die Leute zu identifizieren, damit wir wissen, mit wem wir es hier zu tun haben." Niemand widersprach, und so machten sie sich ans Werk.


    Da auch andere Teams bereits mit der Identifizierung der vor Ort befindlichen Personen befasst gewesen waren, stand nur knappe zwei Stunden später fest, dass die Strafkolonie angesichts der Schäden noch vergleichbares Glück gehabt hatte. Insgesamt hatten sie neunzehn Tote geborgen, und gefühlt war die Hälfte aller noch existenten Bewohner verletzt. Wie viele Verletzte es genau waren, darüber konnten jedoch nur die Mediziner letztlich Auskunft geben.


    Doch was Selke weit mehr beunruhigte, war, dass es hier eine Differenz von dreißig Personen gab. Es fehlten ein Wachmann und neunundzwanzig Insassen. Dazu gab es mehrere glaubwürdige Augenzeugenberichte von Wachen, die das typische Aufleuchten eines Transportvorgangs gesehen hatten. ###Wer auch immer die Angreifer sein mögen, sie haben neunundzwanzig der gefährlichsten Straftäter mitgenommen, darunter auch meinen speziellen Freund###, dachte sie grimmig und wollte sich lieber nicht ausmalen, wohin das führen mochte.


    ***Commander Selke an Shenzhou.***

    ***Sprechen Sie, Commander***, kam die prompte Antwort von Commander Irwin.

    ***Sir, wir haben mittlerweile alle Personen hier identifizieren können***, begann sie. ***Wir haben neunzehn bestätigte Tote, wie viele Verletzte es gibt, kann ich aktuell nicht sagen, aber definitiv über einhundert. Doch die richtig schlechte Nachricht kommt jetzt. Wir haben eine Differenz von dreißig Personen und mehrere Augenzeugenberichte, die besagen, dass Personen aus der Strafkolonie heraus gebeamt wurden.*** Sie atmete kurz tief durch, bevor sie fortfuhr. ***So fehlen uns hier jetzt ein Wachposten sowie neunundzwanzig Häftlinge. Vier davon stammen aus dem H-Block, einer aus dem S-Block, zwei aus dem P-Block, sowie der einzige Insasse aus dem R-Block. Die übrigen gehörten zu den 'normalen' Insassen.*** ###Sofern man solche Personen als normal bezeichnen kann.###


    Einen langen Moment blieb es still, dann antwortete Commander Irwin: ***Das ist verstanden, Commander. Halten Sie mich weiter auf dem Laufenden, aber legen Sie zwischendurch mal eine Pause ein. Irwin ende.***



    [Wörter: 755]