Ort des Geschehens: Oberfläche Bemia III, Strafkolonie
Beteiligte Personen: Anna Saar Adhara De Lacroix
@Jayden McBrenton Hieronymus Dallas
Datum: 09.09.2402 Uhrzeit: 1700
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Selke drehte zunächst eine Runde durch die Strafkolonie um sicherzustellen, dass ihre Leute möglichst gut mit dem noch dienstfähigen Personal von hier zusammenarbeiteten. Da sah aber alles gut aus, und so beschloss sie, jetzt doch einmal ihrer Neugier nachzugehen. Sie bat darum, den R-Block zu inspizieren, speziell auch die Zelle der Person, die ihr bis heute Alpträume bescherte. Diese Bitte wurde ihr gewährt, und einer der Wachposten, die hier auch an jenem Abend Dienst getan hatten, als der Angriff erfolgt war, diente ihr bereitwillig als Führer und Informationsquelle.
Sie ließ sich die Abläufe in diesem Block erklären, die sich in einigen Punkten von denen in den übrigen Blocks unterschieden, und schließlich begutachtete sie auch die Zelle. Viel Platz hatte Jason dort drin nicht gehabt, zumal auch die Dusche im Raum verbaut war. Ein schmales Fenster, kaum mehr als eine Schießscharte, hatte ihm einen Blick nach draußen gewährt, doch außer schier endlosem Ozean hatte er von hier aus nicht sehen können. Zumindest sagte das der Wachposten, denn da es mittlerweile dunkel war, konnte sie das nicht beurteilen. An der Wand über seinem Bett hing das Bild seiner Frau und seines Sohnes, an der Wand über dem winzigen Tisch hingen Zeichnungen, die er offenbar angefertigt hatte, ansonsten gab es hier nichts.
"Sagen Sie, hatte er Kontakte nach außen?" wollte die Romulanerin wissen.
"Nein, Commander", gab der Wachposten zurück. "Außer dem Wachpersonal, das für diesen Block handverlesen ist, seinem Counselor und bei Bedarf medizinischem Personal hatte er keinerlei Kontakte", erklärte er weiter. "Damit Häftlinge, die in einem Block alleine untergebracht sind, nicht komplett isoliert sind, haben wir hier ein speziell programmiertes Hologramm, das in der Zeit, wo ein solcher Häftling sich abseits des Hofgangs außerhalb seiner Zelle bewegen darf, als Gesellschaft fungiert."
Selke nickte. Das machte Sinn, denn die Leute wurden schließlich zu Freiheitsentzug verurteilt und nicht zu sozialer Isolation. Wie wirkungsvoll da ein solches Hologramm sein mochte, konnte sie nicht beurteilen. Das hing vermutlich auch von der Person ab, die mit diesem Hologramm klar kommen musste.
"Wie war er so? Wie hat er sich verhalten, und welchen Eindruck hat er auf Sie und Ihre Kollegen gemacht?" fragte sie weiter. "Er scheint mir von den Häftlingen, die von den Angreifern mitgenommen wurden, der gefährlichste zu sein. Wenn wir diese Leute also wieder einsammeln wollen, wäre es gut, mehr zu wissen", begründete sie ihre Frage.
Der Wachposten nickte. "Ruhiger Typ, hat nicht viel geredet", meinte er und zuckte die Schultern. "Sieht man davon ab, dass der erste Counselor, der ihm zugeteilt worden war, ersetzt werden musste, gab es mit ihm keinerlei Probleme. Für jemanden, der als so gefährlich eingestuft worden ist, war er erstaunlich pflegeleicht. Aber..." Er machte eine kurze Pause. "Ich weiß nicht. Er war zwar immer höflich, respektvoll zu jenen, die ihm ebenso begegneten, und er hat Anweisungen klaglos befolgt. Trotzdem hatte ich immer das ungute Gefühl, dass er uns belauert wie ein Raubtier seine Beute, dass er uns studiert, analysiert." Erneut zuckte der Wachposten die Schultern, jedoch in einer irgendwie hilflos wirkenden Geste. "Bei Mister McMasters war ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, wie ich ihn denn nun einschätzen sollte. Einerseits hatte er erklärt, er wolle einfach nur seine Strafe absitzen und dabei möglichst keinen Ärger verursachen, um diese nicht unnötig zu verlängern. Andererseits hatte ich immer den Eindruck, dass er bereits an einem ausgefeilten Fluchtplan arbeiten würde." Er schüttelte ein wenig den Kopf. "Eines jedoch hat sich mir eingebrannt, und das war seine Bemerkung, dass er die Föderation immer beschützen würde, und zwar mit dem Zusatz 'egal, was dafür nötig ist'. Irgendwie ist es mir dabei eisig den Rücken runter gelaufen."
Selke nickte, denn das konnte sie nachvollziehen, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Was dieser Wachposten nicht wusste, war, dass Jason ihr gegenüber nie einen Hehl daraus gemacht hatte, zu Sektion 31 zu gehören. Sie nickte und meinte: "Das kann ich nachvollziehen. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, und auch dafür, dass Sie mir das hier gezeigt haben."
"Gerne, Commander", gab der Wachposten zurück, der die Sicherheitschefin der Shenzhou dann auch wieder hinaus führte.
Diese kehrte zu ihren Leuten zurück, um noch einmal nach dem Rechten zu schauen und zu fragen, ob noch irgendetwas benötigt wurde, danach begab sie sich zu den Medizinern, um auch dort zu schauen, ob alles okay war. Sie hatte jedoch schon früh den Eindruck gewonnen, dass die zu versorgenden Häftlinge einfach nur froh zu sein schienen, dass sich endlich jemand um ihre Verletzungen kümmerte und sie Essen, vor allem aber etwas zu trinken bekamen. Zwar gab es hier und dort mal den einen oder anderen Zeitgenossen, der etwas widerwilliger war, doch echte Probleme waren bislang ausgeblieben. Selke hoffte, dass das auch so blieb und bewegte sich gekonnt durch das Feldlazarett, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.
Hatte die Luft bislang geradezu gestanden, nur untermalt vom durchaus beeindruckenden Wetterleuchten am Horizont, so frischte der Wind nun doch spürbar auf. Zum Glück war zumindest in einigen Bereichen wieder Energie vorhanden, wenn auch stark improvisiert. Was auch immer hier passiert war, hatte der Technik übel mitgespielt. Sie schaute erneut Richtung Horizont und sah einen grell leuchtenden Blitz. Damit würde wohl bald das Gewitter einsetzen, dass sich seit geraumer Zeit angekündigt hatte.
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