Ort des Geschehens: Deck 1, Brücke ---> Deck 9, Dekontaminationsraum
Beteiligte Personen: Leano Casadio Saria Vahl Thanos Sohn des Thorvaq Adhara De Lacroix (erwähnt)
Datum: 16.09.2402 Uhrzeit: 1355
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Nachdem die fünfzehn Personen von der Sunshine auf die Shenzhou transferiert worden waren, machte sich Connor noch immer so seine Gedanken über die Situation. Tira befasste sich mit einigen vorläufigen Berichten, während er über mögliche folgende Schritte nachdachte. Er wollte sich gerade an Tira wenden, als er von Doktor De Lacroix gerufen wurde, die ihm mitteilte, dass es möglicherweise jemanden gab, der ein wenig Licht ins Dunkel bringen konnte. ***Habe verstanden und bin auf dem Weg***, gab er daher kurz und bündig zurück. Zwar war seine XO auf der Brücke und hätte diese übernehmen können, doch Connor entschied anders und wollte einem jungen Offizier die Möglichkeit geben, mal auf dem berüchtigten Platz in der Mitte zu sitzen. "Mister Casadio, Sie haben die Brücke", verkündete er daher. Kurz schaute er Tira an und meinte: "Beim nächsten Mal dürfen Sie wieder." Er zwinkerte ihr kurz zu und machte sich auf den Weg zur Dekontaminationskammer.
Wenige Minuten später erreichte er diese und ließ sich zeigen, wer denn da Redebedarf hatte. Lange suchen musste Connor nicht, denn die betreffende Person wurde von zwei Sicherheitsleuten flankiert. "Ich bin Commander Irwin, Captain der U.S.S. Shenzhou. Mit wem habe ich die Ehre?"
"Aaron Walsh, Sir", gab der eher kleine Mann mittleren Alters, ein Mensch mit ein wenig unstet wirkendem Blick, leicht verunsichert zurück. "Ich habe bereits der netten Ärztin gegenüber erklärt, dass ich kein Teil der Crew des Frachters bin, sondern ein Häftling auf Bemia III war, bis diese Piraten mich da gegen meinen Willen herausgeholt haben", begann er mit seiner Erklärung, wobei die Nervosität langsam abnahm. "Ich hatte nur noch fünf Wochen abzusitzen, als die den Überfall auf Amber Island gemacht haben. Ich bin kein Pirat, Sir, kein Schwerverbrecher. Ich hatte nur mit den falschen Leuten Geschäfte gemacht." Wie schon bei Adhara hob er nun auch Connor gegenüber die Hände beschwichtigend in die Höhe.
###Wenn das der Wahrheit entsprechen würde, hättest du nicht auf Bemia III gesessen! Aber wenigstens gibst du mir deinen korrekten Namen###, dachte Connor, der sich an das Gesicht aus der Liste der Häftlinge erinnerte, die nun als auf der Flucht galten, doch äußerlich sah man ihm nichts an. Statt dessen nickte er nur und meinte freundlich: "Bitte, fahren Sie fort Mister Walsh."
Der nickte ebenfalls kurz und fuhr fort: "Nun, Sir, ich habe da Informationen, die für Sie von Interesse sein dürften, doch die sind nicht für jedermanns Ohren bestimmt." Dabei streifte sein Blick den der beiden Sicherheitsleute.
Connor sah das, doch nicht Mister Walsh machte hier die Regeln. "Das mag sein, dass diese Informationen nicht für jedermanns Ohren bestimmt sind, Mister Walsh. Doch Sie gelten derzeit als gefährlicher Häftling, der auf der Flucht ist. Die beiden Wachen bleiben genau dort, wo Sie sind", erklärte Connor ruhig und blinzelte kaum. Sein daher eher starrer Blick ließ sein Gegenüber schlucken. "Die Sache ist jetzt ganz einfach. Sie geben mir die Informationen, und ich werde in meinen Bericht schreiben, dass Sie sich ohne Theater zu machen ergeben haben, und zweitens, dass Sie sich kooperativ verhalten und uns mit Informationen versorgt haben. Die Alternative wäre, Sie geben mir die Informationen nicht, und ich werde einfach nur Ihre Festnahme in den Bericht schreiben. Die Konsequenzen werde ich Ihnen wohl kaum erläutern müssen, nicht wahr. Also, entscheiden Sie weise." Erst jetzt begann Connor zu lächeln, doch dieses Lächeln erreichte seine Augen nicht.
Man konnte erkennen, dass Aaron Walsh mit etwas anderem gerechnet hatte und sich zudem sichtlich unwohl in der Gegenwart Connors fühlte, obwohl der vollkommen ruhig und keineswegs bedrohlich auftrat. In seinem Hirn ratterte es, wie es bei Leuten, die stets auf ihren Vorteil bedacht waren, in solch einer Situation keineswegs unüblich war. Er wog seine Möglichkeiten gegeneinander ab und kam am Ende wohl zu dem Schluss, dass nachzugeben wohl doch die bessere Alternative war. Er senkte kurz ein wenig den Blick, seine Schultern sanken ein wenig nach unten, dann meinte er: "In Ordnung, die Wachen können bleiben", brummte er dann.
"Gute Entscheidung, Mister Walsh", gab Connor weiterhin mit einer Ruhe zurück, als würde er lediglich übers Wetter plaudern. "Also, was haben Sie für mich?"
"Diese Piraten nennen ihre Bande 'Siren's Call' und haben zwei Schiffe. Soweit mir bekannt ist, sind beide ursprünglich klingonischer Herkunft", begann Aaron. "Der Anführer ist ein Orioner namens Harav, und der hat sich, kurz nachdem wir alle aus der Strafkolonie geholt wurden, mit einem Kingpin des Orion Syndikats getroffen, um dem wohl dessen Sohn zurückzubringen, der unter uns Häftlingen war. Der ist dann mit seinem Sohn und neun Häftlingen verschwunden. Sechs weitere wurden auf das zweite Schiff geschickt, und vier Leute, darunter so'n Wachposten, wurden getötet."
###Gut, das bestätigt, dass die klingonische Schiffe verwenden. Damit hat er schonmal die Wahrheit gesagt. Auch dass vier Personen getötet wurden, darunter ein Wachposten, ist korrekt.### Connor hatte aufmerksam zugehört und fragte nun: "Sie sagten, dass vier Leute getötet wurden, darunter ein Wachposten. Was ist passiert, dass das nötig war?"
Walsh zuckte die Schultern. "Nun, der Wachposten war wohl unerwünscht", meinte er. "Die drei anderen... waren ein warnendes Beispiel was passiert, wenn wir nicht spuren." Er wirkte zwar nicht erschüttert, aber gefallen hatte ihm das offenbar auch nicht. "Der einzige, der nicht zusammengezuckt ist oder überhaupt irgendwie darauf reagiert hat, war dieser eine Häftling, den ich bis dahin noch nie irgendwo gesehen hatte", fuhr er nachdenklich fort. "Dem sein Blick war merkwürdig. Kalt. Berechnend." Er schüttelte sich leicht. "Aber von dem soll ich euch was ausrichten, denn er wusste, dass ich die Flatter machen wollte."
Die Erklärung bezüglich des Tods des Wachpostens hatte Connor sich bereits gedacht. Doch dass die anderen hatten sterben müssen, um als abschreckendes beziehungsweise warnendes Beispiel zu dienen... Das war schon eine andere Hausnummer. "Und was sollen Sie uns ausrichten, Mister Walsh?"
"Er gab mir zum einen einen Zettel, doch da stehen nur zwei Ziffernreihen drauf, die eine sieht aber aus wie eine Häftlings-ID von Amber Island. Die andere? Keine Ahnung. Darf ich den Zettel herausholen, Sir?"
"Ja, aber langsam", gab Connor zurück und nahm dann den Zettel entgegen, wobei er sein Gegenüber ebenso wenig aus den Augen ließ wie die beiden Sicherheitsleute, die den Mann flankierten. "Und was außer dem Zettel hat er Ihnen sonst noch für uns mit auf den Weg gegeben?"
"Dass er darum bittet, ihn als Informanten einzutragen", antwortete Walsh und es klang, als würde er diese Worte regelrecht ausspucken. Klar, Häftlinge mochten keine Verräter und Maulwürfe. "Er meinte, er würde für sie, also die Sternenflotte, Informationen über diese Leute von innen heraus beschaffen und wann immer er Gelegenheit hätte, übermitteln." Er schüttelte den Kopf. "Der Typ ist irre! Dieser Orioner ist absolut skrupellos, und seine rechte Hand eine Betazoidin. Glaube ich zumindest."
"Sonst noch etwas?"
"Nein, Sir." Walsh schaute Connor an. "Sie werden hoffentlich lobend erwähnen, dass ich kooperativ war und Ihnen Informationen gegeben habe, ja?"
"Ich pflege zu meinem Wort zu stehen, Mister Walsh", antwortete Connor ruhig. "Und da Sie sich bislang pfleglich verhalten haben, sehe ich mal darüber hinweg, dass Sie mich vorhin angelogen haben. Sie haben nicht wegen Geschäften mit den falschen Leuten eingesessen, sondern weil Sie einen dieser falschen Leute ermordet haben." Sein Blick hatte nun erneut diese Starre, und wieder schluckte Aaron Walsh sichtlich. "Aber immerhin haben Sie Ihre Strafe in der Tat bis auf besagte fünf Wochen komplett verbüßt."
Dann schaute er die Wachen an und sagte an diese gewandt: "Sobald Mister Walsh mit der Behandlung seiner eventuell vorhandenen Verletzungen durch ist, bringen Sie ihn in einer gemütlichen Hochsicherheitszelle unter." "Jawohl, Sir!"
Connor sah, wie die beiden Sicherheitsleute den Häftling routiniert abführten und warf erst dann einen Blick auf den Zettel. Tatsächlich war die eine Ziffernfolge eine Häftlings-ID aus der Amber Island Correctional Facility auf Bemia III, und die hatte sich ihm eingeprägt, weil er sich offenbar öfter als nötig mit dieser Akte befasst hatte. Die andere Ziffernfolge war eine Dienstnummer der Sternenflotte. Diese kannte er nicht, doch er ging jede Wette ein, dass beide Ziffernfolgen zu ein und derselben Person gehörten: Jason McMasters.
"Nun, das wird den Commodore mit Sicherheit interessieren", murmelte Connor und machte sich, nachdem er Adhara noch einmal zugenickt hatte, auf den Weg zurück zur Brücke. Dabei war er sich sicher, dass auch der Geheimdienst diese Informationen würde haben wollen. Er seufzte innerlich, denn er sah den Geheimdienst der Sternenflotte eher als notwendiges Übel an. Doch was sein musste, musste eben sein.
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