Ort des Geschehens: Besprechungsraum
Beteiligte Personen: Connor Irwin Selke Anna Saar Leano Casadio Hieronymus Dallas Thanos Sohn des Thorvaq
09.09.2402 Uhrzeit: 0850 ff
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Die Besprechung startete und was Captain Iwin berichtete ließ Tira nicht nur aufhorchen, sondern tatsächlich leicht erschaudern. Strafkolonie – auch noch der höchsten Sicherheitsstufe. Also aller Abschaum, der sich so herumtreibt, um kein Schaden mehr anrichten zu können. Wenn es dort eine Meuterei gegeben hat, dann war das sicherlich eine sehr schlechte Nachricht.
Captain Iwin teilte den jeweils zuständigen Führungsoffizieren ihre Aufgaben zu und auch Tira erhielt eine Liste mit den Namen der Straftäter. Sie scrollte kurz durch die Liste, sich jeden Namen genau anzusehen, war kaum möglich, immerhin wollte sie mit ihrer Aufmerksamkeit auch noch bei der Besprechung bleiben. Doch dann stockte sie und ein Name sprang in ihre Augen - ihrige riss Tira wahrscheinlich auch kurz auf.
Konnte das wahr sein? Sie las ihn ein zweites Mal, dann ein drittes Mal. ###Bei den Propheten, dass ist ein Witz! Das kann doch nicht wirklich wahr sein.### Sie blickte unweigerlich zu Dr Saar und zu Cmdr Selke. Und sie machte sich schlagartig Sorgen um die Beiden.
Was würde passieren, wenn sie ihrem Peiniger gegenüber treten würden? Wären sie wirklich einsatzbereit? Das man Theoretisch über so ein Ereignis hinwegkommt ist die eine Sache eine andere, wenn man getriggert wurde. Wie würden sie in so einem Moment reagieren?
Und nicht nur das, diese Person durfte auf keinen Fall an Bord kommen. Nach dem letzten Ereignis vor ein paar Tagen mit dem Asteroiden und den Code-Schnipseln hatte Tira Bedenken, dass diese Person, wenn sie an Bord kommen sollte, hier auch etwas auslösen konnte. Nicht auszumalen, was dies bedeuten könnte.
Diese ganze Geschichte hatte doch etwas mehr Auswirkungen, als es zunächst den Anschein hatte.
Die ersten Meldeten sich zu Wort und Dr Saar äußerte den Wunsch, mit im ersten Team sein zu dürfen. Und ja, Tira verkniff sich ein Grinsen. Dr Saar nahm ihre Aufgaben immer sehr genau und würde sich da auch nicht so schnell hinein reden lassen. Sie trat sehr bestimmt auf und auch Cmdr Selke unterstützte die Ärztin. Der Wunsch der Ärztin war durchaus nachvollziehbar – aus medizinischer Sicht, aber aus psychologischer? Tira würden auf jeden Fall mit Captain Iwin, Dr Saar und Cmdr Selke sprechen müssen.
Mit dem Captain darüber, ob er wußte, was dieser Strafgefangene für die Shenzhou bedeutete und mit Selke und Anna darüber, ob sie einer etwaigen Konfrontation gewachsen waren.
Innerlich seufzte sie. Ihr gefiel das alles ganz und gar nicht.
Leano meldete seine Bedenken an. Und obwohl er die Liste der Strafgefangenen nicht gesehen hatte, war sein Einwand durchaus gerechtfertigt.
Zwar war die Mannschaft mittlerweile mit vielen neuen Mitgliedern gut durchmischt, dennoch gab es noch genügend an Bord, die die Erlebnisse wohl kaum vergessen hatten.
So würde dem Team um Counselor Manadis eventuell auch eine Notfall-Seelsorge auf dem eigenen Schiff bevor stehen. Tira strich kurz über ihren Nasenkamm und blickte in die Gesichter der Führungsoffiziere. Wie ging es ihnen? Das war im Moment kaum auszumachen.
Captain Irwin antwortete ruhig auf die Anmerkungen und Fragen der Führungsoffiziere. Wäre er genauso gelassen, wenn er wüßte, was hier passiert war? Kannte er alle Fakten? Gewiss kannte er einen Teil, aber was genau? Er sagte, dass er sich sicher ist, dass die Sicherheit mit den „Burschen“, wie er sie nannte, fertig wird. Tira hingegen hatte da ihre Zweifel. Sie zweifelte in keinem Fall an ihrer Crew, sondern daran, dass sie wirklich absehen konnten, zu was Mr McMasters fähig war. Es brauchte evtl nur ein Wort von ihm und er wäre vielleicht im Stande, Teile des Schiffes außer Gefecht zu setzen.
Sah Tira gerade zu schwarz? War sie selber zu sehr von den Ereignissen damals geprägt und sah nur Gefahren anstatt es gelassen anzugehen? Sie war sich selber nicht sicher, ob sie objektiv sein konnte.
Tira freute sich darüber, wie sich die Führungsoffiziere mit ihren Fragen und Ideen einbrachten. Das zeugte von einer guten und offenen Atmosphäre, die einfach wichtig war, wenn sie zusammenarbeiten wollten.
Schließlich meldete sich Tira zu Wort: „Captain, das Ganze hat einen kleinen Haken.“, begann sie. „Es gibt jemanden auf dem Planeten, der dazu im Stande sein könnte, dieses Schiff lahm zu legen. Und das meine ich im Ernst. Er ist keines Falls zu unterschätzen: er ist gewieft, hinterhältig, hat meistens nicht nur einen Plan, ist gerne einen Schritt voraus und natürlich einfach gefährlich.
Ich bin ehrlich besorgt um das Schiff und die Crew, sollte diese Person an Bord gelangen. Denn was ist, wenn ihm die verbliebenen und erst kürzlich entdecken Code-Schnipsel reichen, um hier an Bord Unruhe zu stiften und damit unser Schiff angreifbar zu machen?“, Tira sprach ruhig, aber deutlich aus, was ihre Gedanken dazu waren.
„Ich verstehen, dass sich dies eventuell überempfindlich anhört, aber ich würde in diesem Falle gerne klare Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.“, Tiras Augen wanderten zu Selke. „Wie schätzen sie die Gefahr aus der Sicht der Sicherheit ein? Mein Wunsch an dieser Stelle wäre, dass was auch immer uns dort erwartet und was immer dort unten passiert ist, McMasters auf keinen Fall an Bord gelangt.“ und damit blickte sie wieder zu Captain Iwin.
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